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v. Reuter: Neue Beweise für „Direkte Stimme* durch das Medium W. Catheuser 3&3
wurden ausgedreht. Wir blieben etwa eine Viertelstunde sitzen, wobei Hymnen
gesungen wurden und ich die Geige spielte. Auf einmal hoben sich beide
Sprachröhren und flogen mit blitzartiger Schnelligkeit in breiten Kreisen;
herum. Der Leuchtrand war natürlich auch in dem dunklen Teile des Raumes
deutlich sichtbar. Von Zeit zu Zeit fielen sie wieder zu Boden, im allgemeinen
senkten sie sich aber ruhig nieder und blieben sogar mehrmals dabei in aufrechter
Stellung stehen. Einmal lagen beide Röhren in wagerechter Weise auf
dem Boden unter der Beleuchtung. Hier führten sie, völlig sichtbar von Ende
zu Ende, eine wiegende Bewegung aus, die in rhythmischem Einklang mit dem
Thema, das ich soeben auf der Geige spielte, stand; ein hervorragendes einwandfreies
telekinetisches Phänomen. Im Laufe jenes denkwürdigen Abends sprachen
20 bis 3o direkte Stimmen, die größtenteils durch die Anwesenden erkannt
oder identifiziert wurden.
(Anwesend, außer mir und meiner Mutter, waren drei Mitglieder der New
Yorker Society for Psychical Research.)
Ich unterhielt mich mit meiner angeblichen Großmutter (die mich daran
erinnerte, daß sie schon einmal in Kalifornien mit direkter Stimme zu mir gesprochen
hatte). Ich muß zugeben, daß die zarte ruhige Stimme eine auffallende
Aehnlichkeit zu ihrer Stimme, wie ich sie im Gedächtnis Jiatte, trug.
Auch erwähnte sie einen kleinen Spaß, den sie mit mir als ich Kind war, gehabt
hatte, woran sich sogar meine Mutter nicht besinnen konnte. Außer meiner
Großmutter, unterhielt ich mich noch mit einer deutschsprechenden Intelligenz,
die mit einer wundervoll echten bayrischen Aussprache sprach, hier gelang
allerdings eine einwandfreie Identifikation nicht, obwohl die Intelligenz behauptete
deutsche Freunde von uns zu kennen und über diese Leute merkwürdig
gut Bescheid wußte. Das eindrucksvollste, das sich an jenem Abend ereignete,
war der folgende Fall, den ich kurz schildern möchte.
Es meldete sich die sehr hohe Stimme eines kleinen Mädchens, das sich
als Dolmetscher für ein Geistwesen, das selbst nicht sprechen konnte, erbot.
Die kleine Stimme sagte mir, daß der betreffende Geist in einem unterirdischen
Verlies unter dem Turm einer Burg sehr weit entfernt, wo ich mich
oft aufhielt, vor vielen Jahren umgekommen sei. Sein Gerippe sei viele Jahre
später entdeckt worden, die Arme seien durch eiserne Ringe an die Wand gekettet
worden. Der Unglückliche habe den Hungertod erlitten. Er lasse aber
nun durch mich den jetzigen Burgbesitzern danken, weil man seine irdischen
Reste bestattet habe. Allem Anschein nach handelte es sich um Schloß W., wo
ich wohnhaft bin. Uns war aber von einem Knochenfund nichts bekannt.
Die nach unserer Rückkehr nach Deutschland erfolgten Erkundigungen beim
Besitzer waren erfolglos, auch er und seine Angehörigen wußten nichts davon.
Schließlich gelang es uns aber, nach eingebenden Nachforschungen im Dorf,
durch drei alte Dorffrauen festzustellen, daß der Knochenfund vor etwa
70 Jahren, zur Zeit eines früheren Besitzers, in der geschilderten Weise stattgefunden
hatte. Der damalige Besitzer ließ das Gerippe begraben und das
Verlies zumauern, so war es nicht verwunderlich, daß der jetzige Besitzer
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