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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1931.)
es also den Anwesenden nicht verdenken, wo alle Angaben genau stimmten, und
die manifestierende Persönlichkeit auch durch ihre Art meistens sofort als echt
identifiziert werden konnte, daß sie die spiritistische Theorie für die einzig
zutreffende hielten.
Einen sehr guten Identitätsbeweis erhielt ein bekannter Professor der Philosophie
, der zuerst sehr skeptisch war, aber auf Grund dieses Beweises von der
Echtheit der Manifestation überzeugt wurde. Dr. X. hörte eine Stimme, die
angeblich seiner Mutter gehören sollte. Er sagte sofort „Hallo, alte Socken!",
worauf die Stimme antwortete „Hallo, alte Stiefel", und weinte vor Freude.»
Später gab der Professor zu, daß dies die übliche Begrüßung zwischen Mutter
und Sohn war, und, daß er an die Echtheit keiner Stimme geglaubt hätte, die
nicht diese Antwort erteilte. Er habe sich vor der Sitzung vorgenommen, es
auf diese Frage ankommen zu lassen. Wichtiger, allerdings vom spiritistischen
Standpunkt, sind jene Beispiele, wo der Kundgebende nicht sofort identifiziert
werden konnte. Eine Intelligenz namens Charles Colder meldete sich für einen
anwesenden Mr. Colder und behauptete zu seiner Familie zu gehören. Mr. Colder
konnte sich auf den Namen Charles in Verbindung mit seiner Familie
nicht besinnen, und glaubte, es handele sich um eine Verwechselung, obwohl
die Intelligenz seinen Vater genau beschrieb und dessen Vornamen auch angab.
Erst viel später schrieb Mr. Colder an die Verfasserin: „Ich habe drei Wochen
später entdeckt, daß mein Onkel sich auf Charles Colder genau besinnt, und
sogar seinem Begräbnis beigewohnt hat. Mir persönlich war er völlig u n -
bek annt."
Ein anderer Geist erwähnt einen dem betreffenden Teilnehmer gut bekannten
Koffer, sagt ihm aber, daß mehrere Goldstücke, die er gänzlich vergessen!
hat, darin aufgehoben sind; sagt ihm auch wieviel Goldstücke im Koffer
sind. Die Angabe über die Zahl erweist sich nachträglich als richtig, obwohl
der Herr keine Ahnung davon hatte.
Eine andere Intelligenz teilt einer Teilnehmerin die Zahl der Hühner im
Hühnerhof mit. Die Dame versichert, daß sie selbst die genaue Zahl nicht
wußte.
Für einen anwesenden Herrn meldet sich eine Intelligenz, die gebrochenes
Englisch spricht und durch ihre Angaben zu verstehen gibt, daß sie Selbstmord
gegangen hat. Der Herr identifiziert die Persönlichkeit als die eines chinesischen
Koches, der bei ihm eine Zeitlang in Stellung war, und sich tatsächlich
das Leben genommen hat. Der Koch verabschiedet sich in einer Fremdsprache.
Mr. St. bestätigte, daß es sich um die chinesische Sprache handelte.
Aeußerst dramatisch ist die Schilderung des Auftretens eines Geistes, der
behauptet, vor zwei Jahren wegen Mords im Staat Massachusetts hingerichtet worden
£u sein und den Namen Charles Baker angibt. Er erzählt eine erschütternde
Kette von bösen Taten, die er durch Besessenheit seit seiner Hinrichtung an
lebenden Menschen aus Rachelust ausgeführt haben will.
Er habe in 20 Fällen das Opfer veranlaßt, einen Mord zu begehen. Auch
habe er Autounfälle verursacht. Jetzt sei er reuevoll geworden und fange an,
sich zu bessern. Er befinde sich in einer Art Reformanstalt im Jenseits, sei
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