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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1931.)
Kritik und Methodik.
Bericht über den Vortragsabend:
„Okkultismus oder Taschenspielerei"
in Zürich am 3. und 4- Juni.
Von Dr. Rudolf Bernoulii.
Angesichts der nie verstummen wollenden Auffassung, die Phänomene
des Okkultismus beziehungsweise der Parapsychologie beruhten auf nichts
anderem als geschickt inszenierter Taschenspielerei, lag der Gedanke nahe,
einmal einen Taschenspieler von Ruf zu veranlassen, nachzuweisen, wie derartige
Erscheinungen, welche gemeinhin als parapsychologisch gedeutet werden
, auf dem Wege der Taschenspielerkunst hervorgebracht werden könnten.
Herr Ottokar Fischer in Wien hat sich gesprächsweise gerühmt, derartig
geschickte Zauberstückchen vollführt zu haben, daß Harry Price der festen
Meinung gewesen sei. es handle sich dabei wirklich um parapsychologische
Phänomene, während es in der Tat nichts anderes als Geschicklichkeit gewesen
sei. Somit hätte man denken können, daß Herr Fischer der geeignet»
Sachverständige gewesen wäre, um zu demonstrieren, was alles auf dem Wege
geschickt inszenierter Taschenspielerkunst in der Richtung parapsychologischer
Phänomene her\orgebrach I werden kann.
Professor Dr. med Bleuler, der bekannte Psychiater, hielt das einleitende
Referat; er führte aus, daß wir in der Parapsychologie immer noch
im Stadium der Tatsachenfrage stehen, die beantwortet werden muß, bevor
weitere Schlüsse gezogen werden können. Er selbst neigt dahin, die Tatsachen
in weitem Maße anzuerkennen, um so mehr als er selbst Gelegenheit hatte»
einige Medien genauer kennen zu lernen. Um aber sicher beurteilen zu können,
wie weil physikalische Möglichkeiten vorliegen und wo das Paraphy^ikalische
anfängl, müss** man zum Vergleich mit den beobachteten Phänomenen die
Resultate der Taschenspielerkunst ins Auge fassen. Damit erteilte er das Wort
Herrn Ottokar Fischtr.
Dieser führte aus, daß er wohl an die Möglichkeit echter parapsychologischer
Vorgänge glaube, daß er aber in keinem einzigen Falle trotz eifrigster
Bemühungen solche kennen gelernt habe. Er billigte theoretisch allen Medien
mildernde Umstände zu, indem er von Nachhilfen sprach, die meistens ohne
volles Bewußtsein durchgeführt worden seien. Doch diese Milde war ein über-
tünchtes Grab, denn in Wirklichkeit beschuldigte er sowohl Medien wie Experimentatoren
des vorsätzlichen und vorbereiteten Betrugs, wie wir gleich hören
werden.
Daß er bei Willy Sclmeider nur negative Sitzungen erlebte, deutet er
dahin, daß Schneider eben gewußt habe, daß er ein berühmter Taschenspieler
sei und er demzufolge nicht gewagt habe, sich einer Entlarvung auszusetzen.
Das Publikum reagierte prompt mit applaudierendem Gelächter, was Herrn
Fischer zu immer kühneren Behauptungen anspornte.
Das Medium Krauß, welches bekanntlich bei völlig ungenügenden Versuchs-
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