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Bernoulli: Bericht über den Vortragsabend: Okkultismus oder Taschenspielerei 399
bedingungen in Wien bei betrügerischen Nachhilfen von den Experimentatoren
, vor allem von Gräfin Wassilko selbst gefaßt wurde, war für Herrn
Fischer ein besonderer Triumph. Nach seinen Aeußerungen mußte man glauben
, daß nur er den Betrug entdeckt habe und daß alle anderen im Glauben
gewesen seien, daß restlos alle bei Krauß in Erscheinung tretenden Phänomene
parapsychologischer Natur gewesen seien.
Dann berichtete Fischer über Eleonore Zugun. Er will beobachtet haben,
daß sich dieselbe jeweilen, bevor Kratz wunden an ihrem Körper entstanden,
selbst gekratzt oder an Möbelstücken gestoßen oder geritzt habe. Er selbst
will an dem Fauteuil, auf welchem das Mädchen sitzen sollte, zwei Nägel
beobachtet haben, welche na.ch seiner Auffassung 'in der ausgesprochenen
Absicht angebracht waren, damit sich das Mädchen daran reißen könne. Er
bezichtigte die Gräfin Wassilko der bewußten Mithilfe; die Talsache, daß Gräfin
Wassilko bereitwilligst einen Hammer herbeibrachte, um die lockeren Tapezierernägel
vollends hereinzuschlagen, deutet er dahin, daß der Hammer noch
im Nebenzimmer, dem Boudoir der Gräfin, gelegen sei, weil eben vorher mit
demselben Hammer die Nägel in die Stuhllehne geschlagen worden seien. Man
sieht, nicht nur das Medium, auch der Experimentator ist vogelfrei. Alle Phänomene
, die er bei Eleonore Zugun feststellte, führt er auf Betrug zurück,
solche, die von anderen beobachtet wurden, läßt er sowieso nicht gelten, weil
ja nur e r als Taschenspieler ein gründlicher und unvoreingenommener Beobachter
sein könne.
Mehrere Male war Fischer auch bei Frau Silberl. Berührungen an den
Knien hat auch Herr Fischer erfahren, jedoch führt er dieselben zurück
auf Berührungen durch die weilausgestreckten Füsse des Mediums. Er mutet
Frau Silbert eine erstaunliche Bein- und Fußakrobatik zu, die es bedauern
läßt, daß Frau Silbert früher nicht in einem Zirkus aufgetreten ist, wo sie
sicher mehr Erfolg gehabt hätte, als bei der gutmütigen Zurschaustellung
ihrer medialen Fähigkeiten \or Krethi und Plelhi. Auch die Gravierungen
sollen mittelst im Haar versteckter ^Grammophonnadeln hervorgerufen worden
sein, indessen erwies sich diese Behauptung im nachträglichen Gespräch mit
Herrn Fischer nur als eine Hypothese, indem er zugibt,» die Grammophonnadel
ni<hi gesehen zu haben.
Auch das Medium Kordon Veri ist von Herrn Fischer „entlarvt" worden,
wenigstens beinahe. Als nämlich gerade einige Phänomene einzutreten schienen
, schlich sich Herr Fischer, der als Beleuehtungsmeisler nicht in der Kette
saß, hinler den Stuhl des Mediums, da er davon überzeugt war, daß das Medium
zur Hervorbringung dieser Phänomene unbedingt seinen Sitz hätte verlassen
müssen. Man erwartet nun, daß er den Sitz leer gefunden hätte.
Keineswegs. Herr Fischer deutet das dahin, daß er eben einige Sekunden
zu früh oder zu spät gekommen sei. (übrigens braucht sich das Medium
selbst ja gar nicht anzustrengen, indem nach Herrn Fischers Behauptung
Dr. Langer selbst, der mit dem Medium experimentiert, dessen Helfershelfer
sei. Vnd wenn er s nicht ist, sind's zwei unbekannte Herren, die von Dr. Langer
in den Zirkel eingeführt worden seien!
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