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416 Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1931.)
Ausflügen ins .,Geisterreich", Ilomes Unterredungen im Trance mit seinen „Kontrollen
* ' und den Ekstasen des mystisch-religiösen Lebens, also den am meisten
problematischen Typen unsrer Reihe. Auch an andren Stellen seines großen
Werks kann er nicht umhin, die Analogie eines anscheinenden Außer-sich-seins
während des Lebens mit dem Zustande nach dem Tode zu streifen (s. z. B.
I 23o, 25i), aber ich vermisse durchaus die Verwendung der Exkursion als
positives — vielleicht durchschlagendes — Argument zugunsten der Annahme,
daß es einen „Zustand nach dem Tode" überhaupt gibt. Ja, von einigen
klassischen Fällen der fraglichen Erfahrung sagt er gelegentlich geradezu, daß
sie „möglicherweise rein subjektiv" und „kein wirklicher Beweis für irgend
etwas" seien (II 525).
Die verhallnismäßig geringe Wertung der Exkursionsbeobachtungen vom
spiritistischen Gesichtspunkt aus mag sich z. T. dadurch erklären, daß in der
Tat manche Aspekte oder Typen unsres Komplexes - zum mindesten bei bloß
ungefährer Betrachtung — keineswegs eindeutig erscheinen. Auch im Sinn der
Verwendbarkeit zugunsten der spiritistischen These also ordnen sis sich in eine
Reihe, und ich habe keineswegs die Absicht, deren Gesamtheit hier ins Spiel zu
führen, sondern nur das, was ich als ihr Kernstück betrachte. Suchen wir dies
Kernstück dadurch herauszufinden, daß wir alle diejenigen Glieder der Reihe
aussondern, für die sich „auf den ersten Anhieb" eine sozusagen nicht-spiritistische
Deutung anbietet, so stellt sich die Sachlage ungefähr folgendermaßen
dar: (i) Die Wahrnehmung des eigenen Phantoms im äußern Raum wird der
Gegner natürlich ohne weiteres als subjektive Halluzination beiseiteschieben,
(2) das Gefühl einer Verlagerung des Bewußtseins innerhalb des Leibes als
Illusion zu deuten suchen, jedenfalls aber einwenden, daß sie im äußersten Falle
nicht mehr beweise, als daß eben andre Nervenzentren außerhalb des Gehirns
unter Umständen die „Lokalisierung" des Bewußtseins an sich bringen könnten;
was natürlich mit dem Satze >ereinbar wäre, daß nach der Vernichtung aller
Nervenzentrf*n ein entsprechendes persönliches Bewußtsein überhaupt nicht
mehr statthabe. Die l\. Phase: die anscheinende „Versetzung des Ich in «eine
räumlich sehr abgelegene Gegend der sinnlichen Wirklichkeit", wird der NichtSpiritist
für räumliches Hellsehen bei gleichzeitiger Ablenkung der Aufmerksamkeit
von der normalen Umgebung erklären. Die Empfindung des Besitzes
einer besondern Leiblichkeit dabei (5) wird er wiederum für halluzinatorisch
halten, die Ausübung einer objektiven Wirksamkeit durch diese Leiblichkeit
(6) entweder für subjektive Einbildung, oder aber (im Falle ihrer objektiven
Erweisung) für „Telekinesen" mit gleichzeitiger Fernschau. Daß er (7)
die Versetzung in eine wirklichkeitsfremde Umgebung ohne weiteres für subjektive
Vision erklären wird, versteht sich am Rande. — Den Stadien der andern,
„von außen" beobachteten Reihe wird es z. T. nicht besser ergehen. Die Wahrnehmung
des Phantoms von S durch Andre als S und gleichzeitig mit der Wahrnehmung
desselben durch S z. B. wird unser Gegner als übertragene Kollektiv-
Halluzination abtun; die Wahrnehmung des Phantoms von S durch Andre,
während S von seinem Leibe entfernt am Orte jener Wahrnehmung zu sein
glaubt, wird er als telepathische Beeinflussung der Wahrnehmenden durch den
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