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420 Zeitschrift für Parapsychoiogie. 9. Heft (September 1931.)
wurde. Eine gewisse Ruhe blieb zurück, und ich stand auf und machte wie gewöhnlich
meine Nachttoilette. — Diesen Zustand habe ich noch zweimal gehabt,
aber nie wieder so deutlich, und immer nach großer körperlicher Abspannung."
/|. Ein ähnliches Erlebnis scheint mir folgendem Berichte zweiter Hand
zugrundezuliegen, nur wird bedauerlicherweise die Wahrnehmung des eigenen
Körpers in etwas zweideutigen Worten angegeben. Ich führe ihn gleichwohl an
(eine sachliche Uebereinstimmung mit dem Eigenbericht des Subjekts voraussetzend
), nicht als vollwertiges psychologisches Dokument, sondern nur um
den Eindruck zu verstärken, daß Erfahrungen dieser Art nichts sonderlich
seltenes seien. — „John Holloway von der Bank von England, Bruder des
Kupferstechers gleichen Namens, erzählte von sich selbst, daß er eines Nachts,
im Bette neben seiner Frau liegend und unfähig zu schlafen, seine Augen
und Gedanken mit ungewöhnlicher Intensität auf einen schönen Stern gerichtet
hatte, der durch das Fenster hereinschien, als er plötzlich seinen Geist vom
Körper entbunden fand und in jene lichte Sphäre sich emporschwingend. Aber
sofort von Angst ergriffen beim Gedanken an den Schrecken, den seine Frau
empfinden mußte, wenn sie seinen augenscheinlich leblos an
ihrer Seite liegenden Körper entdeckte, kehrte er zurück und fuhr
in ihn mit Schwierigkeit (!) hinein. Er beschrieb diese Rückkehr als eine
Rückkehr in die Finsternis, und daß er, während sein Geist entbunden war, sich
abwechselnd im Licht oder im Dunkeln befunden habe, je nachdem seine Gedanken
bei seinem Weibe oder dem Sterne weilten1)."
Die vier beschriebenen Erlebnisse bilden durch die Yrt ihrer Auslösung;
eine natürliche Gruppe, und ich gedenke auch die fernere Anordnung meiner
„einfachsten" Fälle von diesem Gesichtspunkt aus vorzunehmen, womit einer
künftigen Theorie dieser Vorgänge immerhin gedient sein mag. — Was also
während normaler Ermüdung geschieht, geschieht zunächst folgerichtig genug
auch während des Zustands, der die normale Ermüdung allmählich aufhebt:
des Schlafes, und vermutlich am ehesten während jener Phase desselben,
da die Ermüdung noch nicht völlig aufgehoben ist, — wobei wir uns freilich
fragen, wie oft ein gleiches nachts geschehen mag, ohne daß es nach dem Erwachen
erinnert wird; denn wie viel von den Erlebnissen der Nacht erinnern
wir überhaupt?
^ 5. So beschreibt eine Mme iL L. unterm 18. Januar 1908 folgende eigene
Erfahrung vom letztvorausgegangenen September: „Ich hatte mich um die gewohnte
Zeit zu Bett gelegt und war eingeschlafen, als ich mich gegen Mitternacht
auf einmal zu Füßen meines Bettes fand. Es war mein denkendes, bewußtes
Ich, das hier wachte und verwundert den Leib im Bett betrachtete, der
auf der linken Seite lag und schwer atmtete, wie nach einem anstrengenden
Lauf. Plötzlich brach dieser Zustand ab und ich fand mich wach im Bette
wieder, und zwar genau in dem Zustand, in dem ich mich vorher beobachtet
hatte, nämlich auf der linken Seite liegend und schwer atmend2)."
*) C. Cfowe, The Night Side of Nature, New Ed., London, o. J., S. 128 f.
2) H. Durville, Der Fluidalkörper des lebenden Menschen. (Deutsche Ueber-
setzung.) 2. Aufl., Leipzig 1929, S. 59.
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