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430 Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1931.)
achtungen im Zimmer und auf der Straße stimmten, wie sich nachträglich
feststellen ließ, mit den Tatsachen überein1).
30. Etwa ebenso reich an räumlich umfassenden Wahrnehmungen während
der Exkursion ist die nachstehend wiedergegebene Erfahrung des Herrn
W. A. Laufmann, eines kaufmännischen Reisenden. Lauf mann, der bei einer
Gelegenheil in Omaha fast zwei Tage lang „für tot" gelegen hatte, beschreibt
zunächst den Vorgang seines „Sterbens" nicht unähnlich den Angaben Dr. Wiit-
ses. „Ich hatte das Bewußtsein von etwas gleich einem Watteball, der sich loslöste
und ausbreitete, in der Größe eines Mannes, wenigstens drei Fuß größer
als ich. (Vgl. o. die Fälle von Charpignons Somnambuler und des Honours
graduate.) Ich stand mitten im Zimmer und sah deutlich meinen toten Körper
auf dem Bette liegen. Ich machte mich daran, das Zimmer zu verlassen und
begegnete einem der Aerzte. Ich wunderte mich, daß er nichts zu mir sagte,
aber da er sich nicht bemühte, mich anzuhalten, begab ich mich auf die Straße
hinaus." Hier traf er einen Bekannten, Herrn Milt Blose. „Ich versuchte, ihn
zur Begrüßung auf den Rücken zu klopfen, aber mein Arm ging geradewegs
durch ilm hindurch ... Es war mir ganz unmöglich, seine Aufmerksamkeit
zu erregen ... Ich sah ihn deutlich die Straße überqueren und ein Miniatur-
Ferrisrad in einem Fenster anschauen." Lauf mann begab sich dann wieder ins •
Hospital zurück, durch die Tür in sein Sterbezimmer, sah wiederum seinen
Leichnam und hörte die Aerzte den Fall erörtern. Als einer versuchsweise
seinen Füßen einen elektrischen Apparat anlegte, empfand er es deutlich,
„während ich draußen mitten im Zimmer stand" (man erinnert sich der Empfindungsgemeinschaft
zwischen Medium und Phantom!), ,,und unter heftigstem
Schmerzgefühl wußte ich, daß ich wieder im Leibe sei" Herr Laufmann
besitzt Briefe und Telegramme, aus denen hervorgeht, daß Herr Milt Blose
an dem betreffenden Tage wirklich in Omaha war, jene Straße hinabschiitt und
das Ferrisrad im Fenster anschaute2).
31. In den demnächst anzuführenden Fällen ist ein weiteres beträchtliches
Anschwellen der Wahrnehmungen auf Grund vermehrter und freierer „Ortsbewegung
" der Exkurrierenden festzustellen. — Ich beginne mit der hier nur
kurz zu referierenden Erfahrung eines Leutnants, der durch entweichendes
Kg)hlengas in seiner Stube während des Schlafs in den Zustand des Tch-Austritts
geraten war. Er fand sich plötzlich mitten im Zimmer stehend, las in einem
Buch auf seinem Tisch, vermochte aber das Blatt nicht umzuschlagen, ging
durch die Wand ins nächste Zimmer, sprach zu dem dort zeichnenden Kameraden
, berührte ihn, blies ihn an, aber ohne sich bemerkbar machen zu können,
kehrte in sein .Zimmer zurück, sah seinen Körper noch auf dem Bette
liegen, ging durchs Fenster auf die Straße, zum Bahnhof, beobachtete das
Manövrieren der Züge, betrat einen Tunnel, von dessen Existenz er bislang
nichts gewußt hatte, und beobachtete die Arbeiter; schließlich sah er seinen
1) Proceedings S. P. R., VIII, 180 ff.
2) Borderland, Bd. IV, S. 438 f.
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