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436 Zeitschrift für Parapsychologie. Q.Heft. (September 1931.)
4i. Ganz ähnlich — und hier deutlich zu Beginn und beim Abschluß
der Exkursion — sind die Beobachtungen des Lokomotivführers Skilton, der
sich während des Ausladens eines Güterwagens (anscheinend auf einen Schock
hin) plötzlich von einer weiß gekleideten Gestalt in die Geisterwelt geführt
fand. „Wir bewegten uns mit Blitzesschnelle sozusagen aufwärts und ein wenig
gegen Südost; ich konnte die Höhen, Bäume, Gebäude und Straßen sehn, während
wir nebeneinander aufstiegen, bis sie unserm Gesicht entschwanden."
In der Geisterwelt traf er u. a. abgeschiedene Verwandte, die er aber nur
stumm anblicken durfte, bis sein Begleiter ihm sagte, daß sie nun zurückkehren
müßten. „Darauf machten wir uns auf den Rückweg und verloren jenes
himmlische Land bald aus den Augen. Als wir in den Gesichtskreis dieser Welt
kamen, sah ich alles wie aus großer Höhe, die Bäume, Häuser, Hügel, Straßen
und Flüsse, so natürlich wie nur möglich, bis wir zu dem Güterwagemi
kamen, dessen Tür ich geöffnet hatte, und ich mich dort im Leibe vorfand und
(der Führer) meinen Augen entschwand .. .1).
t\2. Ich schließe mit einer verwandten Erfahrung des bedeutenden Mediums,
da9 unter dem Pseudonym Mme d'Esperance bekannt geworden ist. Die Dame
halte sich, während einer llekonvaleszenz, an einem Sonntagmorgen mit einem
Buch auf ein Sofa gelegt, sich aber in Gedanken mit Fragen spiritistischer
Wahrheit oder Täuschung und ihren Pflichten in dieser Hinsicht beschäftigt.
„Ich fühlte eine seltsame Ohnmacht mich überkommen (I feit a curiously
faint sinking Sensation) und die Seilen (des Buches) wurden merkwürdig »undeutlich
... Alles wurde dunkel, und ich war gewiß, daß ich wieder zu erkranken
im Begriff war ... Die Schwäche ging aber fast augenblicklich vorüber
(!) ... Ich blickte auf mein Buch; seltsam, wie fern und undeutlich es
erschien. Ich hatte mich vom Sofa fortbewegt, aber da war jemand andres, der
das Buch hielt! Wer konnte es sein? Wie wunderbar leicht und stark ich mich
fühlte .. . Zum erstenmal wußte ich, was es hieß, zlu leben. Wie seltsam!
Das Zimmer erschien so klein, so geschrumpft, so dunkel, und jene blasse Gestalt
auf dem Sofa — wer war sie? • Ich glaubte etwas an der ruhig Daliegenden
zu erkennen, mich unbestimmt zu erinnern, sie gekannt zu haben ... Ich
bewegte mich auf das Fenster zu ... Die Wände schienen sich zu nähern, zu
verschwinden; aber wohin, konnte ich nicht sagen." — Sie sah dann einen
„Ffeund", fühlte sich in eine seltsame Landschaft versetzt, und lange quasir
symbolische Erlebnisse und Gespräche gaben ihr Klarheit über die Fragen, mit
denen sie sich zuvor beschäftigt hatte. Beim Abschluß der Erfahrung hatte sie
„ein seltsames Gefühl einer starken Anziehung" — ,,und vergeblich versuchte
ich, mich ihrem Einfluß zu entziehn .. . Wie beim Verlassen des Körpers
schienen die Wände des Zimmers sich zu nähern und zurückzuweichen. Ich
passierte gleichsam einen Nebel und stand da, mit demselben Gefühl der Un-
wirklichkeit, während ich die Frau beobachtete, die noch immer, das Buch int
der Hand, dalag, schlafend oder tot. Ich wußte jetzt, daß dieses Weibes Gestalt
das Gefängnis war, aus dem ich entwichen, und daß ich in die Gefangen-
*) Proc. S.P.R., XI, S.560f.
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