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Blacher: Zum Thema: Grundsätze parapsychischer Forschung. 441

bewußten Bestreben der medialen Psyche, sich die Aufgabe
zu erleichtern. Es ist doch klar, daß der Selbstschutz des Organismiis
— ich komme darauf noch zu sprechen — bestrebt ist, die gestellte Aufgabe
mit möglichst wenig Energieaufwand durchzuführen. Wird
dem Medium nicht die Möglichkeit genommen, etwas mit der Hand zu fassen,
was telekinetisch ausgeführt werden soll, so greift das Medium zu diesem leichteren
Hilfsmittel, das keinen bewußten Betrug darstellt, aber fälschlicherweise
von Laien als solcher gedeutet wird. So hat das Medium in einer Sitzung
(am 12.5. 28) ganz deutlich versucht, den auf dem Tisch liegenden, mit Leucht-
blätlchen besteckten Hut mit der Hand zu fassen. Die Stellung der Arme war
auch durch Leuchtblättchen kenntlich gemacht. Der in dieser Sitzung anwesende
bekannte Psychoanalytiker Prof. E. Schneider hielt darauf die Hand
des Mediums fest, und siehe da — der Hut bewegte sich telekinetisich ohne
Berührung. Die andere Hand wurde von mir gehalten. Ich habe diese Auffassung
bereits in den Psychischen Studien 192/», S. 23 dargelegt1-), eine
Auffassung, die mit der Kindborgschen nicht ganz übereinstimmt.

Auch bin ich entgegen Kindborg der Ansicht, daß alles daran gesetzt
werden muß, um das Medium an Licht zu gewöhnen. So haben wir schließlich
ektoplasmatische Fäden bei Blaulicht, wo ganz deutlich alles zu sehen war,
entstehen sehen und auch Apporte, wie erwähnt, bei hellem Rotlicht erlebt.
Die Entwicklung geht bei uns in dieser Richtung günstig weiter. Bei der
Entwicklung neuer Medien ist natürlich zuerst absolute Dunkelheit geboten.

Nun komme ich zu der spiritistischen Auffassung. Leider kann ich hierin
Dr. Kindborg nicht folgen. Die von ihm angeführten Fälle müßte ich natürlich
genauer studieren, um mich dazu äußern zu können. Ich gebe zu, daß die
animistische Erklärung &ehr oft auf Schwierigkeiten stößt, aber überzeugend
rein spiritistische Phänomene habe ich in meiner Praxis nicjit erlebt. Ich hatte
immer den Eindruck, daß die Intelligenzen keine selbsthandelnde Individualität
sind, sondern den Charakter von Wiedererscheinsexis lenzen — wenn ich
so sagen darf — haben. Dieselbe Auffassung habe ich in einem Aufsatz von
Bleuler2) gefunden. So fasse ich den sogenannten Schutzgeist, oder Operateur,
oder Direktor als Aeußerung des Selbstschutzes des Organismus — vor allem
nicht als ein Eingreifen von außen — auf. Man muß nämlich so operieren,
daß man mit diesem Selbstschutz und damit mit der medialen Psyche stets in
Kontakt ist, nicht allein, daß dann, wie Kindborg sagt, die Phänomene ihre
Kontrolle in sich selbst tragen, man ist auch imstande, indem man an den
Schutzgeist appelliert, den Körper des Mediums vor Schädigungen zu schützen.
Gegen die spiritistische Auffassung spricht übrigens auch der Umstand, daß
oft offenbar der Ehrgeiz des Mediums starke Phänomene zu produzieren stärker
ist als der Selbstschutz des Organismus. So ist es wohl nur zu deuten, daß
der Schutzgeist, dem man bei seinem Erscheinen zum Schluß der Sitzung Vorwürfe
macht, daß er nicht aufgepaßt habe, gesteht, er könne nicht alles. Was

*) Dort habe ich übrigens auch einen solchen Fall von Pseudobetrug, den
ich mit dem Medium Quzik erlebte, beschrieben.

2) Neue Zürcher Zeitung, Frühjahr 1930, diese Ztschr. Nov. 1930.


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