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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0498
442 Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1931.)

Kindborg über das Aussehen der abgeklemmten Blumenstengel sagt, stimmt;
die Enden sind immer wie angesengt1). Nicht daß sie direkt verbrannt wären,
man hat aber den Eindruck, als wenn irgendeine Energie den Abtrennunga-
prozeß vollführt hätte. Ich muß immer dabei an das Knotenexperiment von
Zöllner mit der Darmsaite denken, wo es in einer nachträglichen medialen Erklärung
hieß, die Darmsaite hätte die Temperaturerhöhung nicht ausgehalten.
Sie war bekanntlich angesengt worden. 4

Aber auch animistisch gedacht ist die Tatsache, daß die Phänomene die
Kontrolle in sich selbst tragen, wie mir scheint, erkenntnistheoretisch sehr
bedeutungsvoll. Da der Sclmtzgeist alle Versuche nicht nur beurteilt, sondern
bis in alle Details anordnet mit einer erstaunlichen Kenntnis von Dingen,
zu denen wir Wissenschaftler gar keinen Zugang haben, so muß die mediala
Psyche offenbar einen Einblick in das Naturgeschehen haben, das man vielleicht
nur durch die Wesensschau der phänomenologischen Philosophie erklären
könnte2).

Freilich muß ich zugeben, daß ich aus einer langen Erfahrung heraus
mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß gerade die psychischen Manifestationen
eine gewisse eigenartige Folgerichtigkeit in ihrem Charakter tragen
, wie wenn eine geistige Welt mit eigenen Gesetzen in die unsrige hineinragen
würde. Es ist, wie Mattiessen sagt, ein konsequentes Trancedrama,
das sich abrollt. Seine verstorbenen alten Bekannten erkennt man aber doch
nicht so recht. Sie erscheinen vielmehr so, wie man sie wünscht. Es sieht mehr
danach aus, als wenn etwas psychisch durchaus Irdisches aus irgendeinem
Gesetz der Trägheit heraus noch nach dem Tode ein Stück weiterlaufen würde.

Daß hier ein riesiges Material der Forschung vor uns liegt, daran hat
Kindborg vollständig recht. Leider wird das noch lange nicht in genügendem
Maße erkannt. Es ist doch lohnender, den Angriff auf dieses Neuland der
Wissenschaft voll aufzunehmen, anstatt sich mit allen möglichen Hemmungen
und Zweifeln herumzuschlagen. Davor mögen die streng kritischen Parapsycho-
logen keine Angst haben: Steckt nichts dahinter, so wird es schon eines schönen
Tages früh genug zusammenbrechen. Ich stimme auch darin Kindborg bei,
daß die vergleichende Forschung hier am geeignetsten ist, möchte hier noch
diese Forderung erweitern. Auf dem letzten Natur forscher tag in Königsberg
hielt der größte Mathematiker der Jetztzeit, Prof. Hilpert, Jena, einen Vortrag
üf>er Naturerkenntnis und Logik und beleuchtete die axiomatische Methode
der Forschung. Diese klammert sich nicht an die Erkenntnisse der
SpezialWissenschaften, die uns ja in der parapsychischen Forschung so hinder-

l) Dieses Angesengtsein der Stengel ist von Herrn von Wrede und von mir
schon früher, so am 16 .Sept. 1925, beobachtet, und in den „Seelenproblemen"
(Riga) 1927, Heft 2, S. 58, beschrieben worden.

*) In einer speziell darauf gerichteten Aussprache, die ich vor Jahren mit
dem mittlerweile verstorbenen Philosophen der phänomenologischen Schule,
Max Scheler in Riga, hatte, gewann ich den Eindruck, daß diese Wesensscha.u,
wenn auch nicht immer leicht zu beweisen sei, so doch zweifellos als Realität
und nicht als hypothetisches System angesehen werde. Vielleicht berühren sich
hier philosophisch intuitive Deduktion und praktische Parapsychologie.


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