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Buchbesprechungen.
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Ingeborg. Die Deutung, daß Frau Ingeborg durch Hellsehen (oder auf normalem
Wege, G. W.) den Inhalt des versiegelten Briefes gelesen und dann aus ihrem
Unterbewußtsein eine Antwort erzeugt habe, scheint ihm wenig plausibel. In
der Antwort sei auf die Fragen gar nicht eingegangen, sondern nur darauf hingewiesen
worden, daß die sprachlichen Schwierigkeiten zu groß seien für eine
fruchtbare Kommunikation durch dieses Medium. Sicher hätte das Unterbewußtsein
, wenn es im Spiele gewesen wäre, auch eine Antwort erfunden und eine für
es und das Medium rühmlichere Auskunft erteilt. Dr. Gerda Walther.
Buchbesprechungen,
Handbuch der Wünschelrute; Geschichte, Wissenschaft, Anwendung
. Von Carl Graf Klinckowstroem und Rudolf Freiherr
von Maitzahn. Mit zahlreichen Abbildungen auf Tafeln und im Text,
sowie zwei größeren Lageplänen. Verlag R. Oldenbourg, München-Berlin,
1931, 321 S.
Der stattliche Band ist mit Recht als „Handbuch" zu bezeichnen, enthält er
doch das Wichtigste an Tatsachen und Erörterungen zur Grundlegung einer
Wissenschaft des Gebietes.
Der erste Teil von Graf Klinckowstroem bringt aus reichem Wissen heraus
die in mancher Hinsicht so interessante Geschichte der Wünschelrute und der
verschiedenen Erklärungsversuche früherer Zeit, zu denen der Verfasser in eindringenden
Erörterungen kritisch Stellung nimmt.
Der ganze zweite Teil ist von Maitzahn verfaßt. Abgesehen von theoretischen
Beiträgen zur Physiologie, Psychologie und Physik der Rute, darunter als
wichtigsten die sehr guten Darlegungen von Haenel über die Physiologie des
Rutenausschlages, der ausführlich abgedruckt ist, bringt dieser Teil eine Anzahl
im Original gebrachter Gutachten und Berichte über Erfolge und Mißerfolge
der Wünschelrute. In diesen Berichten sehe ich einen Hauptwert des Buches, da
an Hand dieser objektiven aktenmäßigen Darlegungen sich jeder über den Wert
und die Schwächen, Gefahren und Fehler der Wünschelgängerei ein Urteil
bilden kann. Ich denke, man wird kaum bestreiten können, daß ein Rutengänger
in der Tat Befunde erheben kann, die auf anderem Wege nicht erzielbar sind.
Beide Verfasser sind von der Tatsächlichkeit des Rutenphänomens und der
Möglichkeit, mit ihr Wasser usw. zu finden, sowie geologische Verhältnisse
klären zu können, überzeugt, sind aber im ganzen durchaus kritisch eingestellt.
Ob allerdings das Vorhandensein von „Krebshäusern", d. h. Häusern, in denen
Krebs „bei allen Bewohnern" auch«, bei Neuhingezogenen, auftritt, so fest bewiesen
ist, wie es Maitzahn behauptet, möchte ich bezweifeln. Ueber den
Maltzahnschen Teil sei außerdem gesagt, daß er in stilistischer Hinsicht stark
gegen den andern abfällt. Eine wissenschaftliche Abhandlung ist kein Alltagsgespräch
und stellt an Klarheit und Schärfe der Ausdrucksweise und in bezug
auf Knappheit des Stils, bei aller notwendigen Ausführlichkeit, wesentlich höhere
Forderungen als ein solches.
In bezug auf die Theorie der Sache befleißigen sich die Autoren einer erfreulichen
Zurückhaltung und Kritik und weisen scharf die oft billigen, vielfach
phantastischen und kritiklosen Ansichten vieler Rutengänger zurück. Sie sind
beide der Meinung, daß irgendein von dem gesuchten Stoffe ausgehender Einfluß
auf den psycho-physischen Organismus des Rutengängers wirkt und bei
entsprechender seelischer Bereitschaft zu einem Ausschlag der Rute führt.
Auf einige Punkte, die uns in dieser Zeitschrift besonders angehen, sei etwas
näher eingegangen. Wie andere Theorien lehnen sie auch die von dem bekannten
Physiker W. Barrett vertretene Theorie ab, der die Fähigkeit auf übernormale
Hellschfähigkeiten der Rutengänger zurückführte. Ich will diese Theorie keineswegs
als erwiesen ansehen und noch weniger behaupten, daß damit das Rutenproblem
geklärt sei, — im Gegenteil, ich bin der Ueberzeugung, daß die Theorie
der Wünschelrute sehr verwickelt ist; mir scheint es jedoch, daß die Verfasser sich
in unzureichender Weise mit dieser Theorie auseinandersetzen; daß das Hellsehen
keine Rolle spielt, scheint mir in dem Buche mehr behauptet als bewiesen zu
sein. Schon die allgemeine Einstellung zur Metapsychik ist eine falsche. Wenn
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