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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0529
Ingruber: Frau Silbert in der Beurteilung eines Orazer Strafrichters. 46&

Frau Marie Silber! in der Beurteilung eines Grazer Strafrichters.

Von Obergerichtsrat Dr. Ingruber.

Als ich das bekannte Grazer Medium Frau Maria Silberl im Jahre 1926
kennen lernte, ging ich mit der ganzen Skepsis, wie sie schon mein Beruf mit
sich bringt, in Begleitung eines Berufskollegen hin und hatte Gelegenheit, in
ihrer Abwesenheit das Sitzungszimmer, besonders den Tisch und die Sessel
genau zu untersuchen. Auch während der Sitzung, die bei elektrischem Lichte
stattfand, konnten wir mit Erlaubnis des Mediums nach Belieben unter den
Tisch leuchten, auf dessen Kreuz verschiedene Gegenstände ohne Wissen des
Mediums gelegt worden waren.

Vorauszuschicken ist, daß weder mittelbar noch unmittelbar \on irgendeiner
Seite eine Entschädigung verlangt oder gegeben wurde, obwohl ca. i5
dem Medium ganz fremde Personen zusammen kamen, womit eines der hauptsächlichsten
Motive — die Gewinnsucht — als Anreiz zu irgendwelchen Be^
trügereien wegfiele. Auch waren die Töchter des Mediums damals nicht zu
Hause.

Ein weiteres Motiv wäre vielleicht der Ehrgeiz, eine gewisse Holle zu
spielen und sich als „Wunder" bestaunen zu lassen. Aber während meiner
fünfjährigen Bekanntschaft mit der einfachen und natürlichen Frau, die äußerst
bescheiden leben muß, um sich und ihre Kinder fortzubringen, konnte ich
wiederholt feststellen, daß sie fremden Besuchern tunlichst aus dem Wege
zu gehen trachtet, sich sogar vor auswärtigen Besuchen wiederholt verleugne«
ließ und Einladungen nur von ihren besten Fieunden annimmt.

Fallen somit zwei Hauptanreize zum Betrug weg, so müßte es um meine»
in dreißigjähriger Strafgerichtspraxis erworbene Menschenkenntnis wahrlich
schlecht bestellt sein, wenn ich mich bei dem häufigen Beisammensein mit
Frau Silbert in ihr derart getäuscht haben sollte, daß sie eines Betruges überhaupt
auch nur fähig wäre.

Sie achtet auch ängstlich darauf, daß ihre Hände stets auf dem Tische
liegen, sie zieht ihre Füße immer enge ein (man kann sich hiervon durich
unvermutetes Beleuchten jederzeit überzeugen), es findet alles bei Tagesoder
künstlichem Lichte statt, außer wenn bei gewissen Klopflauten (fünfmal)
das Licht abzudunkeln ist, worauf sie meist in einen Trancezusland verfällt und
dann ganz besondere Lichterscheinungen entstehen.

Ich will mich in dieser Erwiderung, um sie nicht zu lange werden zu lassen,
in keine Erklärungsversuche ob animalisch oder spiritistisch oder rein physikalisch
- einlassen, schließlich ist dies Sache des Glaubens, und wo dieser
anfängt, hört meist die kritische Betrachtung auf.

Um nun wieder zu meiner ersten Sitzung, die nach meinen Aufzeichnungen
am 5. März 1926 im Wohnzimmer der Frau Silbert slattfand, zurück
zu kommen, so muß ich hervorheben, daß dieses ziemlich klein war und die
1.) anwesenden Personen dicht nebeneinander sowie auch hinter dem Medium
sitzen mußten. *o daß jede Bewegung genauestens beobachtet werden konnte,
wobei sich besonder« mein Kollege, meine Frau und ich in da* Beobachtungs-


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