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Zenker: Eigene und fremde verbürgte Spukerlebnisse.
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Berichte über Sponianphänomene.
Eigene und fremde verbürgte Spukerlebnisse.
Ton Dr. med. Gustav Zenker, Leipzig.
In der Milte der 90 er Jahre de* vergangenen Jahrhunderts hielten wir regelmäßige
Tischrüeksitzungen in unsrer damaligen Wohnung in Leipzig. Alexan-
derstr. x/J, Ol, ab. Es handelte siejh um einen Neubau, und neben einigen
andern Familien waren wir dessen erste Bezieher, räumlich gebundener Spuk
also wohl ausgeschlossen. I nser Schlafzimmer und mein Sprechzimmer, in dem
wir „zirkelten", waren diametral entgegengesetzt. Während der Sitzungen
ereignete sich nichts >on Belang. In unserm Schlafzimmer aber begann es
fast allnächtlich derartig hinter unfern Betten unter der Tapete so un^eimüt-
lieh und störend zu rieseln und zu schaben, daß unsre Nachtruhe ernstlich gestört
wurde und meine Frau, ängstlich geworden, mir schließlich die Alternative
stellte, entweder das „sinnlose Tischrücken" aufzugeben oder mich damit abzufinden
, daß sie zu ihren Ellern so lange zurückkehren würde, bis die ihr
widerlichen Erscheinungen aufgehört hätten. Es muß also schon recht toll
dabei zugegangen sein! Es kam aber noch ärger. Als ich einmal mit unserm
damals noch kleinen Sehne eine Nacht allein im Schlafzimmer verbrachte
(meine Frau war > erregst), begann ein so widerliches Klopfen und Pochen an
meinem Bett, daß ich überhaupt nicht schlafen konnte. Trotz aller Verwünschungen
ging der Spektakel weiter, schließlich zitterte» das ganze Bett. Da
Fluchen nichls änderte, hetete ich, und alles war plötzlich still und nichts
hat sich wieder gerührt. Vielleicht ging der Spuk von mir selbst aus oder
fürchten die „Dämonen*4 wirklich die christlichen Symbole? Oder eine von
meinem Geisterglauben bedingte Magie? Ich war damals noch Ueberzeugungs-
spiritist.
Nach dem Tode einer Verwandten, die trotz ihres hohen Ulers noch sehr
am Leben hing, ihre geistige Frische sich bis ins letzte Lebensjahr erhalten und
1918 das Opfer einer Gasvergif hing wurde, bewahrte ich versehiedne kleine
Gegenstände, mit denen sie täglich l mgang gehabt: iJlir mit Kette, Hinge,
Schlüsselkörb^hen mit Schlüsselbund in einem Schrankt» unsres Wohnzimmers
auf. Fasl jeden Abend um die neunte Stunde (der Tod war aber gegen 5 l^lir
früh erfolgt) entstand ein sonderbares Geräusch in diesem Schrank, ah* ob
diese Dinge dauernd hin und her gerückt und bewegt würden. Darüber vergingen
einige Wochen, während nächtliches Klopfen in einem allen, im Schlafzimmer
meiner Frau untergebrachten Nußbaumschrank, an dem die Dame
früher oft zu schreiben pflegte, über i'2 Jahr lang zu hören war. Ganz merkwürdig
und ich möchte sagen magischer Weise mit der liesondern Art des
Todes \erknüpfl war schon Wochen davor in dem Gasuhrschrank, der sich
im Vorsaal der Wohnung der Dame befand, in den lbendslunden ein ganz
unbegreifliches llumoren und PoJlern zu hören, was direkt unheimlich klang
und unerklärlich erschien. Die Dame selbst verhielt sich altem Okkulten gegenüber
ablehnend.
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