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v. Reuter: Alt-Dortmund. Eine Spukgeschichte. 479
Eine schwarze Ratze sprang aus dem Sekret durch die Brille hinauf und
schwang sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf eine Mauer; als sie mit
einen Degen verfolgt wurde, verschwand sie.
Allerlei Gegenstände wurden in das Sekret geworfen, die Röcke der Anwesenden
mit Unflat geschmiert, dem jüngeren Sohne eine Speckschwarte auf
den Rücken geheftet mit einer Nadel, die mit dem Knopf inwendig saß. Dann
wurden dem Sohne die Ilinterschöße vom Rocke gerissen, ohne daß er etwas
davon gespürt hätte.
Des Vaters Perücke verschwindet aus einem verschlossenen Gemache und
wird ganz durchschnitten wiedergefunden
Am 20. Tage wurde in Anwesenheit des Pastors Brügmann ein Mörser-
Slößer vielmals weggeworfen und das verursachte „ein großes Schrecken, davon
wir bewogen wurden mit dem Pastor in die Küche zu treten und zu beten.
Wie denn auch, da das Uebel noch anhielt, in denen Kirchen davor öffentlich
läglich gebetet worden**.
Das Sekret wurde mit Brettern und großen Nägeln wiederholt zugenagelt,
aber geheimnisvoll mit großem Krachen wieder aufgebrochen. Nachdem am
ü5. Tage dem jüngeren Sohne im Saal dtr Rock am Leibe von vorn und hinten
in kurze Stücke gerissen war, ohne daß er die Risse gemerkt hatte, hat das
Gespenst zwischen \ und 0 Uhren in dem kleinen Sommerhause zum Abzug
geblasen: „denn mein Bruder, der in dem breiten Gange in dem Krauthof
stund, sähe in dem beroelten Sommerhause einen schwebenden Schatten, welcher
folgendes Wort sechsmal geruffen: .Beschluß! Heule Beschluß!' bald darauf
wieder 3 Mahl, darauf wieder 3 Mahl, daß man den Schall gleichsam
aus der Scheuren hörete; noch 5 Uhr rief es 4 Mahl als wenn es für die
Pforten wäre, bald darauff wieder 3 Mahl. Kurtz darauff rieff es abermahl,
daß man den Schall von Sekrete mit einem Gepolter hörete. Zum \. Mahl aber
wurde das Wort gar lang gezogen. Kurtz darauff vor 6 Uhren rief es beinahe
10 Mahl: .Gar schlechten Beschluß!'
Um 7 Uhr wurde meinem Bruder auff der vordersten Stuben der einzige
noch ohnverletzt gebliebene Schoß vom Rock gerissen, ohne daß er es gefühlet
hat und wurde ihm solcher, als er in der Küche kam, hinter den Rücken
nieder geworffen.
Darauff höreie mein Bruder endlich zum letzten Mahl in der Küche mit
ganlz feiner Stimme ruffen: .Stinck-Beschluß!'* welche Stimme er sagte, sei
durch den breiten RiU, so in der Thür, hemngeschallct. weil nemlich in demselben
Yilgenblick, als er die Stimme gehöret, für demselben Ritz es dunkel
gewoulen, welcher doch sonsteu durchsichtig war"
So endete dieser „Spuk", welcher in mancher Beziehung Yehnlichkeit hat
mit dem bekannten Resauer Unfug? aus neuerer Zeit. Dr. Gerstmann war
strenger Lutheraner und glaubte nicht an ein Erscheinen von Geistern: ihm
war der Spuk der Teufel selbst.
Das Büchlein ist durchsetzt von Ge^an^buch-Versen und Yuszügen aus
allerhand Schriftstellern, die sich mit Spukgeschichten beschäftigt haben. Für
Literatur-Spezialisten ist es in dieser Hinsicht eine wahre Fundgrube.
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