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Mattiesen: Der Austritt des Ich als spiritistisches Argument.
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des physischen Leibes — einer windigen Ausflucht weit ähnlicher sehe, als
einem ehrlichen Zweifel, und mein ^wissenschaftlicher Instinkt" — falls ich
auf diese etwas fragwürdige Instanz zurückgreifen darf — hat mich seit
langem überreden wollen, daß unter den zahlreichen \rgumenten zugunsten
persönlichen Forllebens das Exkursionserlebnis eigentlich eine der allerersten
Sleilen einzunehmen habe.
*
Nachtrag.
Herr Prof. Hans Driesch, der die Freundlichkeit hatte, den vorstehenden
Aufsatz im Manuskript zu lesen, schrieb daraufhin dem Verfasser
u. a. folgendes: „Daß Exkursion die spiritistische Theorie sehr stark stützen
würde, steht außer Zweifel. Das Bedenkliche sind nun freilich hier wie überall
auf parapsychologischem Gebiete die Tatsachen. Sind es Tatsachen? Zunächst
sind es ja nur Berichte, und daß man diese auch in anderem Sinne
als in dem der Exkursion — (wenn auch vielleicht gezwungen) — deuten
könnte, sagen Sie ja im Eingang Ihres Aufsatzes selbst. Ich muß aber
bekennen, daß auch mir die Exkursion Tatsache zu sein
schein t."
Herr Prof. Driesch griff ferner, angeregt durch den Aufsatz, auf ein
Erlebnis seiner Gattin zurück, welches diese in der Ztschr. f. Parapsych., Jahrgang
1926, S. 666 f. u. d. Titel ,,Zwei telepathische Erlebnisse" beschrieben
und besprochen hat, gegenwärtig aber ,,bei nachträglicher Erwägung der ganzen
Sachlage etwas anders, als in dem gedruckten Aufsatz und zwar m e h r im
Sinn einer Exkursion" zu deuten geneigt ist. Ich möchte diese ergänzenden
Darlegungen der Frau Prof. Driesch hier anschließend mitteilen, indem ich den
Leser bitte, zu besserem Verständnis den erwähnten ersten Bericht zuvor nachzulesen
.
„Dem okkulten Nachterlebnis", schreibt Frau Marg. Driesch, „muß ich
noch einiges hinzufügen: Als ich, schlafend, die Stütze Klara drängte, Wasser
aufs Feuer zu tun, hatte ich ganz stark das Gefühl, als ob mich was zöge,
und zwar ganz unverkennbar nach der andtien Korridorseite - wo eben schräg
zu meinem Zimmer das Schlafzimmer der zwei Hausangestellten liegt. - Obwohl
ich dies ,Ziehen* schon am anderen Tag meinem Mann gegenüber erwähnte,
vergaß ich es in dem Bericht anzuführen, wo es in die ersten Zeilen hineingehört.
Die Erwähnung des „Oespenstes" in der Erzählung des Zweitmädchens
lenkte ich in meiner mehr rationalistischen Veranlagung selbst gleich auf ihre
Kollegin Klara, da ich mir dabei das Naheliegendste dachte, nämlich daß es
diese im Nachtgewand war. Viel später erst, als diese kleine Ottilie leider schon
nicht mehr bei. uns, sondern in einer anderen uns unbekannten Stellung war, bekam
das ganze mir unverständliche Geschehen eine andere mögliche Deutung dadurch
, daß die zunächst in Feuersgefahr gestandene Klara, als ich wieder einmal
mit ihr über jene Nacht sprach, meinte, es wäre so merkwürdig gewesen, daß sie
damals so plötzlich aufgeweckt sei. Sie hätte tief geschlafen und da wäre sie
geweckt worden. Dabei blieb sie. Dieses „Gewrecktwerden" zusammen
mit dem „Gespenst", das das Zweitmädchen gesehen haben will, und was dieser
in der ersten Erzählung am anderen Morgen viel mehr Angst-Eindruck gemacht
hatte als die Feuersgefahr, könnte eine Exteriorisierung meines geistigen Subjekts
gewesen sein. Auch die Tatsache, daß das Bett der Ottilie so stand, daß
sie, liegend, nur die Türe, aber nicht das hinter ihr stehende Bett ihrer
Kollegin und auch diese selbst nicht, als sie mit dem brennenden Leuchter zum
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