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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0556
496 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1931.)

nähme, daß es eine Stelle im menschlichen Geiste gebe, woselbst Leben mid
Tod, das Reale und das Imaginäre, die Vergangenheit und die Zukunft, das*
Mitteilbare und das Unmitteilbare, das Hohe und das Niedere aufhören, ab
Gegensätze empfunden zu werden. Im Surrealismus würde man vergebens
nach einer anderen Triebfeder suchen als eben nach der Hoffnung, diese
Stelle näher zu bestimmen" (S. 10). Lm dies zu erreichen, „trachtet der
Surrealismus, sich allen unseren psychischen Kräften zu unterwerfen. Das
Mittel dazu ist der rasende Absturz in die tiefsten Abgründe unseres Ichs,
die systematische Beleuchtung aller verborgenen seelischen Bezirke und die
fortschreitende Verdunkelung der anderen..." (S. a3). „In der Poesie, in der
Malerei hat der Surrealismus das Aeußerste getan, um deren Kurzschlüsse
zu vermehren Er strebt nichts anderes an, als die künstliche Erzeugung jenes
idealen Augenblicks, wo der Mensch, als Beute eines besonderen Erregungszustandes
, plötzlich von dem, ,das mächtiger ist als er4, ergriffen und. zur
äußersten Verteidigung genötigt, ins Ewige geschleudert wird' (S. 54). Breton
lehrt „den passiven Zustand der Intelligenz" (S. 55), „die
lange, gewaltige, geplante Begellosigkeit aller Sinne"
(S. 69), endlich „die Schaffung eines Zustand es. der dem Irrsinn
nichts mehr zu neiden habe" (S. 71).

Es erhellt daraus, daß die Lösung des Ichproblems sich als eine ausge>-
gesproch*'iic Flucht vor dem Ich darstellt, wobei unter dem Ich das
Sich-seiner-solbst-be wüßt werden zu verstehen ist. Vnstalt, wie andere, eine
Polerzierurtg dieses Bewußtseins anzubahnen, weiterb Eroberungen auf dem
Gebiete der Ernpirik und eine Befestigung höherer Ordnung anzustreben „
schleudert Breton den Surrealismus auf den gefährlichen Abhang des psychischen
Abenteuers und versucht die Tore, welche die Persönlichkeit vor dem
regellosen Eindringen alles dessen, was hinler dem Bewußtsein lauert, absperren
, aus ihren Angeln zu neben.

Bei einer solchen Lage der Dinge kann unsere Stellungnahme nicht
anders als »ine streng abwew>ndf sein, da wir ja da« Bewußtsein als einem
kostbaren Besitz betrachten und eine quantitative Verminderung alles dessen
anstreben, was in unserem Inneren unbewußt vor sich geht. So wird jede
Entwicklung, jede Anwendung der surrealistischen Lehren auf unseren schärfsten
Widerstand stoßen, da zwischen diesen beiden Anschauungen jegliche
Ve$)indungs- und Kompromißmöglichkeit ausgeschlossen ist die Kluft ist
unüberbrückbar. Gerade al>er infolge unserer Gegnerschaft1) bietet uns der
Surrealismus ein weites Feld zu sachlichen Studien, mit denen sich die der
psychischen Forschung eigenen Methoden verbinden lassen.

Bretons Stellungnahme zur Parapsychologie, wie sie im „Second

*) Bei dieser Gelegenheit sei eine Bemerkung eingeschaltet, die vielleicht nicht
ohne Wert sein dürfte. Unserer Meinung nach beruht die Wahl eines Studiumobjektes
auf dem Verhältnis des Gegensatzes. So widerspruchsvoll diese Behauptung
auch scheinen mag, so gestehen wir, daß unser Interesse für die psychische
Forschung gerade den entgegengesetzten Gründen entstammt, als jene es sind,
die manche dazu treiben, Medien, Hellseher usw. zu weiden, was in einer
Entäußerung der eigenen Individualität besteht. Der Gegensatz zwischen dem
abnormalen Zustand des Krankseins und dem normalen des Gesundseins dürfte


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