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Manifeste" klar ausgesprochen ist und bereits in seinen früheren Schriften
(besonders in ,,Madja* und Lettre aux voyanles") ziemlich deutlich gekenn-
zeichnel war, is(, wie wir nachzuweisen versuchen werden, voll von Widersprüchen
.

Die Bedeutung, die von Breton und anderen Surrealisten dem Hellsehen
, der Telepathie, mit einem Worte den metapsychi-
sehen Erscheinung e n , l>eigelegt wird, ist bloß eine Folge der surrealistischen
Prämissen Wäre man in diesen Anschauungen konsequent gewesen, so
hätte man sich systematisch mit diesen Phänomenen wie e^ eben die Para-
ps\ehoiogie tut befassen müssen: dies hätte freilich den Breton und
die anderen Surrealisten auf eine ganz andere Bahn, als es die ist, die sie beschreiten
sollen, geführt, nämlich auf die entgegengesetzte. Denn die
Para Psychologie erstrebt die svstema tische Erkenntnis
und Klärung solcher psychischen Phänomene, die sich
jenseits der geistigen B e v\ u ß t s e i n s s p h ä r e abspielen, indessen
der Surrealismus die Achse der Persönlichkeit verrücken will, damit das
Metapsychische, frei von jeder Kontrolle, sich letzterer bemächtigen könne.
Auf der einen Seite das Streben nach Einsicht und Klärung unerforschter
Gebiete, auf der anderen die Tendenz zu unabsehbaren Verwirrungen. Solchen
Gegensätzlichkeiten auf r<*in intellektuellem Gebiete entsprechen ähnliche auf
jenen der Kunst, da iür Breton und die übrigen Surrealisten das äslheiische
Moment ein durch welche Mittel immer künstlich geschaffenes Produkt
bedeutet, während unserer Anschauung nach bloß eine fortschreitende innere
Bereicherung, die keine Nebenzwecke \erfolgl, das Gedicht, das Gemälde, die
Symphonie zu schaffen \ermag. Die Gegensätze könnten also auch hierin keine
größeren sein. Doch hat es seme bestimmten Gründe, wenn Breton, der für
jede metapsyehisehe Realität ungemein empfänglich ist (diese Empfänglichkeit
finden wir sowohl in seinem Roman 'Nadja" als auch in seinen theoretischen
Schriften), sogar dem Okkultismus sympathisch gegenübersteht. Es hat seine
Gründe, wenn er der Metapsychik gegenüber sich gar so naiv stellt. ,,Es kann
uns nicht gleichgültig sein zu erfahren, ob einige Individuen imstande sind,
eine Zeichnung, die sich in einer undurch-Jchligen Hülle befindet, wiederzugeben
, wenn der Zeichner oder jemand, der die Zeichnung bereits kennt,
abwesend ist" (S 96). Fünfzig .Tahre nach der Gründung der Londoner
..Society for Ps)chical Research'* muß uns eine solche Erklärung gar sonderbar
anmuten und dies um so mehr, als sie aus Paris, also jener Stadt, kommt, in
der die genauesten und einwandfreiesten Experimente mit CKsowieeki stattgefunden
haben, und noch dazu von einem Manne herrührt, welcher stets
bereit ist. gegen die offizielle Psychologie Stellung /■? nehmen. Außerdem

den Arzt zum Studium der Krankheiten, der Gegensatz zwischen Tierwelt und
Nichttierwelt den Naturforscher zum Studium der Tierwelt, der Gegensatz zwischen
der Unbegrenztheit des Alls und der Begrenztheit der menschlichen Persönlichkeit
, den Astronomen zur Erforschung des Universums anregen. So würde jeder
zu dem hingezogen, was zu seinem Ich im Gegensatz steht. Hiermit stellen wir
diese unsere eigene persönliche Meinung zur Diskussion.


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