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Zeitschrift für Parapsychoiogie. 10. Heft. (Oktober 1931.)

will Breton die Kreuzkorrespondenzen entdeckt haben! „Im Laute \erschie-
dener Erfahrungen, die man aus einer Art von »Gesellschaftsspielen* gewonnen
hat ... surrealistische Teste, die man gleichzeitig durch verschiedene Personen
erhalten hat, die zu einer bestimmten Stunde, in einem bestimmten Zimmer*
schreiben ... wir glauben neue Möglichkeiten gedanklicher Mitteilung geschaffen
zu haben, so jene der Verallgemeinerung des Gedankens" (S. 96;. So
schreibt Breton, nachdem seit Jahrzehnten das talsächliche Vorkommen der
Kreuzkorrespondenzen sichergestellt worden ist. Auch bleiben uns weitere
Ueberraschungen nicht erspart, da Breton die psychische Forschungsmethode
entdeckt zu haben glaubt, wenn er behauptet, man dürfe den Mediumiämus
nicht Jahrmarktspossen gleichsetzen usw. Jeder, der mit der melapsychischen
Forschung vertraut ist, weiß, daß ssie eben darin besteht, das schwierige
Gleichgewicht zwischen der der offiziellen Wissenschaft eigenen Voreingenommenheil
und kritiklosem Köhlerglauben aufrecht zu erhallen. Die richtige Einstellung
glaubt aber Breton den Geist dos Surrealismus nennen zu dürfen.
Wohin wir blicken, nichts als Gegensätze.

Wir wollen die weitere Entwicklung des Surrealismus abwarfen. Eine Mitarbeit
auf dem Gebiete des Mediumismus und des Unterbewußten ist für uns
ausgeschlossen, denn, um eine solche zu ermöglichen, müßten die Surrealisten
alle Gegensätze aufheben, d. h. sie müßten auf das psychische Abenteuer verzichten
und sich zu einem Studium in unserem Sinne bequemen. Vorläufig
sind keine anderen Beziehungen möglich, als die von Subjekt zu Objekt. Vis
Forschungsobjekt kann der Surrealismus gleich dem Mediumismus nicht genug
empfohlen werden. Dessen Erforschung wird sich nicht leicht gestallen, da
in seinen Schöpfungen rein automatische Elemente mit mehr oder minder
bewußter künstlerische 1 Produktion abwechseln, liier wird man vor allem
den Hebel ansetzen müssen. Wegen des großen Spielraums, den er dem f nler-
bewußten einräumt, wird er aber vornehmlich geeignet sein, Blicke in den
psychologischen Prozeß der künstlerischen Konzeption zu ermöglichen, in
jenes Gebiet also, das der Aesthetik am verschlossensten gehlieben ist, welches
aber auch einer auf breiler Grundlage aufgebauten Psychologie, was doch die
Melapsyehik bedeuten will, angehört. Der vielen Surrealisten eigene Hang
zur Beichte, zur unbedingten Offenbarung, wird, von jeder künstlerischem Bedeutung
abgesehen, dieses Studium erleichtern und unterstützen, wenn auch
diet Surrealisten dagegen Einspruch erlieben werden, als Forsrhungsobjckte
angesehen /u werden.

Der Surrealismus, die*} äußerte Spitze, dieser „Greifschwan/' der Romantik
, wie ihn Breton bezeichnet, scheint nicht begriffen zu haben, daß letztere
das Bestreben nach einem Klassizismus höherer Ordnung, daß jede Revolution
die Tendenz nach neuen geordneten Zustanden, jeder Dammbruch das Bedürfnis
nach breiteren, ruhigeren Gewässern bedeutet. Denjenigen, die sowohl
zu handeln als auch zu beobachten verstehen, fällt die Vufgabe zu, diese Bewegung
zu klären und die tobenden Gewässer zur olympischen Ruhe des
Meeres zu lenken und zu leiten.


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