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Kleine Mitteilungen.
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Kleine Mitteilungen.
Ausstellung „okkulter" Kunst in Berlin.
Unter dem Protektorat des Herrn Universitätsprofessors Dr. Verweyen
(Bonn) und mit Unterstützung des Dozenten der Philosophie und Kunstwissenschaften
Dr. Theod. Oenthe (Berlin) zeigt die Firma Kunstraum G. m. b. H. in
Berlin W 62, Wichmannstraße 24, ab 25. September eine Ausstellung „okkulter**
Kunst aller Art: Porzellane mit hochwertigen Malereien, Plastiken eines jeUt
13jährigen Mädchens, Malereien auf Stoffen aller Art und Papieren in Pastell,
Aquarell, Oel, Federzeichnungen u. s. f. in bisher unbekannter Ausführung und
Technik, „okkulte" Poesie und Sinnspruche usw. Es sind dies künstlerische
Schöpfungen visionären Schaffens, wie solche in Wachtraum- und Trance-Zu-
ständen von Menschen, die zumeist keinerlei Ausbildung zur Ausübung von
Kunst haben Zu den Austellern zählen u. v. a. der bekannte Nürnberger
„Bilderschreiber" Heinrich Nüßlein, Dr. h. c. in Ansehung seiner Fähigkeit,
mit den Fingerspitzen Bilder von großer künstlerischer Wirkung innerhalb
weniger Minuten zu fertigen, ferner die Hamburger „Farbhörer" Ed. und Carla
Reimpell, deren seltsamen Produktionen Universitätsprofessor Dr. üg. Anschütz
(Hamburg) in der Farbe-Ton-Forschung jahrelange Studien widmet. Diese Ausstellung
ist die erste öffentliche Schau ihrer Art. Mit vielen hundert Ausstellungsobjekten
bietet sie eine ungewöhnliche Reichhaltigkeit und eine Fülle
neuer Anregungen zum Studium des schöpferischen Phänomens insgemein und
in der Kunst und des künstlerischen Schaffens insbesondere. An Kunstabenden
wird außerdem Gelegenheit geboten, s( wohl die Arbeitsweisen dieser „okkulten"
Künstler kennenzulernen, als auch die Herren Professor Dr. Verweyen am
12. Oktober sprechen zu hören über „Kunstschaffen im Lichte der parapsycholo-
logischen Forschung" und an einem anderen Abend Professor Dr. Genthe über
„Wesen und Werte de; Kunst und des künstlerischen Schaffens und deren Bedeutung
als hervorragendste Kultuifaktoren". Auch den Ausführungen des bekannten
Schriftstellers, Sterneder wird man lauschen können. Kartenvon erkaut
in der Ausstellung. Die Ausstellung ist geöffnet an Wochentagen von Q bis»
19 Uhr. Eintritt: 50 Pfg. Eine anschließende Wanderschau auch ins Ausland ist
vorgesehen
Wir erhalten folgende Zuschrift mit der Bitte um Veröffentlichung:
An die Besucher der Grazer Medien!
Es ist zur Gepflogenheit geworden, daß auswärtige Parapsychologen, wenn
sie ihr Forschertrieb nach Graz führt, um eines der zahlreichen hiesigen
Medien, wohl in erster Linie Frau Marie S i I b e r t, aus persönlicher Anschauung
kennenzulernen, sich an einen \on uns beiden mit dem Ersuchen
wenden, ihnen unsere Hilfe zu leihen. Wir sind solchen Ersuchen bisher auch
stets freund willig, mit Rat und Tat nachgekommen. Vereinzelte üble Erfahrungen,
die in der letzten Zeit ihren Gipfelpunkt erreichten, bestimmen uns jedoch zur
allseitigen Bitte, fernerhin unsere Dienste nicht mehr in Anspruch zu nehmen,
uns dies aber nicht als Unfreundlichkeit auszulegen.
Wir haben von vielen Besuchern gewiß auch viel Freundlichkeit erfahren,
die uns für die Opfer an Zeit und Muhe auch reichlich entschädigten und es
waren eigentlich nur wenige, die uns unsere selbstlosen Dienste ubel lohnten,
doch der Undank, den wir von diesen wenigen ernteten, war dafür um so
schwärzer.
Hier einige Proben, die wir zur Witzigung von Mitforschern mitteilen, die
etwa Verlangen tragen, ein ähnliches Mittieraimt auszuüben. Wir müssen jedermann
dringend davon abraten. Walter weiß zu berichten:
Ein nordischer Ciast, dessen Besuch ein reger Brief- und Telegrammwechbcl
voranging und nachfolgte, den ich gastfreundlich autnahm, im Auto herumführte
und viele Stunden meiner karg bemessenen Erhoiungszeit widmete, ließ schließlich
durchblicken, daß er mich für materiell interessiert halte. Ich habe Grund
anzunehmen, daß gerade mein besonderes Entgegenkommen ihn zu dieser Annahme
verleitete. Ein anderer Besuch ward mir telcgraphisch angekündigt, aK
ich in einem gastlichen Heim, fern von Graz, weilte. Da ich mich durch ein
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