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Versprechen gebunden fühlte, ließ ich meine Sommerfrische im Stich und reiste
spornstreichs nach Graz zurück. Der Fremdling sprach nur gebrochen deutsch
und ich, der ich wohl englisch lesen, nicht aber auch sprechen kann, mühte
mich damals nicht wenig mit dem Radebrechen ab. Ergebnis: Mein etwas
hemdärmeliger Besucher prangerte mit einem guten Witz mein ärmliches Englisch
in seiner Buchveröffentlichimg in. Mr. B., mit dem ich auch nicht die
besten Erfahrungen machte, öffnete mir bei seinem Hiersein die Augen über
die gedruckt vorliegende Verdächtigung meiner Frau als Helfershelferin der
Frau Silbert. Sie hat sich diesen Zoll der Dankbarkeit erworben, als sie in
meiner Stellvertretung einen Besucher bei dem Medium einführte.
Alle erlittene Unbill wird aber in den Schatten gestellt durch die jüngsten
bitteren Erfahrungen, die selbst unsere Ehre gefährden.
Und nun ins allgemeine gewendet: Schon hat die Hetze der Betrugsjäger
den Großteil der M e d i e n in die dunklen Winkel ängstlich abgeschlossener
Zirkel verscheucht und nun gestalten sich die Verhältnisse so, daß sich
auch die Wegbereiter zu Stätten der Untersuchung in Wahrung ihrer Ehre
von solchem Dienst an der Forschung zurückziehen müssen. Wenn darum
in der parapsychologischen Forschung nicht wiederum die aufbauende, positive
Richtung, die zugleich auf fremde Ehre sorgfältiger Bedacht nimmt, die
Oberhand gewinnt, werden alle Möglichkeiten einer allgemeinen wissenschaftlichen
Untersuchung sehr bald verschüttet sein!
Graz, im September 1931.
Prof. Dr. Franz Haslinger; Prof. Daniel Walter.
Gräfin Wassilko zum Bericht über den Vortrag des Herrn Ottokar Fischer
in Zürich.
(Siehe den Bericht von Dr. B e r n o u II i im Augustheft, Seite 398.)
Erstens stelle ich fest, daß Herr Fischer niemals einer Sitzung mit Karl Kraus
beigewohnt hat und daher nicht den geringsten Anteil an seiner Entlarvung besitzt
. Wir haben ihn dazu nicht gebraucht.
Zum Passus über Eleonore Zugun habe ich folgendes zu berichtigen: In
' meinem Zimmer in Wien stehen zwei altmodische Samtfauteuils, die rundherum
mit Schnüren verziert sind. Diese Schnüre sind über un düber mit Tapeziernägeln
angenagelt. Ab und zu kommt es nun \W, daß sich ein solcher Nagel,
etwa durch Bürsten beim Aufräumen oder aus ähnlichen Ursachen, lockert.
(Heute stehen z. B. drei heraus, ohne daß ein Medium im Hause ist.) Das war
auch bei der Sitzung mit Herrn Fischer der Fall, übrigens nicht zum ersten Male.
Ich brachte deshalb sofort eiren Hammer herbei, um die Nägel hineinzuschlagen,
weil von den Herren aus anderen Gründen Wert darauf gelegt wurde, daß
Eleonore gerade auf diesem Fauteuil sitze. Der Hammer lag im Vorzimmer
(Nebenzimmer) und ich fand ihn gleich, weil ich ordnungsliebend bin und weiß,
wo meine Sachen liegen. „Boudoir" besitze ich keines. Wenn Herr Fischer
mich wegen der Tatsache, daß ich den Hammer rasch herbeibrachte, der Mithilfe
am Betrüge bezichtigt, so ist das eine krasse Dreistigkeit, die ich
energisch zurückweise. Ich verbitte es mir, daß Herr Fischer derartige Aeuße-
rungen wiederholt, widrigenfalls ich gegen ihn einschreiten werde. An Eleonore
Zugun hat Herr Fischer nur wenige und schwache Phänomene gesehen, knapp
bevor sie ganz erloschen. Er ist daher nicht dazu berufen, ein Urteil darüber
abzugeben.
Die Behauptung Fischers, das mir wohlbekannte östei reichische Medium,
• Frau Maria Silbert, mache ihre Gravierungen mittels einer im Haar versteckten
Grammophonnadel, die Herr Fischer notabene nicht gesehen hat, ist zu
lächerlich, als daß es sich lohnte, darauf zu replizieren. So einfach liegen die
Probleme unseres Gebietes denn doch nicht. Wenn diese Art von „Forschern"
sich endlich einmal abgewöhnen würde, ihre Vermutungen, auf die niemand
neugierig ist, zu publizieren und erst dann etwas veröffentlichen wollten, wenn
sie T a t s a c he n zu berichten haben!
Seinen Vortrag „Okkultismus und Taschenspielerei" hielt Herr Fischer leider
auch in Wien; einige Beschwerden aus dem Zuhörerkreise waren die Folge.
Daß man Herrn Fischer extra wegen dieses Vortrages bis ins Ausland beruft,
ist zum Staunen. Später hat sich Fischer gerühmt, er könne auch alle tele-
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