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Kleine Mitteilungen. 501
pathischen Leistungen, wie das Suchen von Gegenständen usw., gemeinsam mit
einem Schüler perfekt nachahmen. Das im engen Rahmen in meinem Beisein
geprüfte wirkliche Können der beiden Herren war, selbst im Vergleich mit den
Leistungen herumreisender Telepathen, derart matt, daß von einer Vorführung
im größeren Kreise abgesehen wurde.
Es ist unbestreitbar, daß ein Taschenspielerexperte, der sowohl psychologische
Bildung als auch eingehende Kenntnis der parapsychologischen Experi-
mentalbedingungen besit/t, der Forschung große Dienste erweisen kann. Aber
Herr Fischer ist nicht der Mann da/u!
Gräfin Zoe Wassifko-Serecki, Wien.
Zum Spuk auf Schloß H.
Ich habe diese im Augustheft, S. 373, enthaltene Mitteilung mit großem Interesse
gelesen, da ich selbst ähnliche aufregende Szenen in den Sitzungen erlebt
habe. Ich möchte aber doch einiges /u der Deutung bemerken. Nach meiner
Erfahrung braucht die spiritistische Auffassung auch in solchen Fällen nicht die
allein glaubliche zu sein. Man muß nämlich die beteiligten Persönlichkeiten, wie
auch das Medium selbst sehr gut kennen, um beurteilen zu können, ob nicht
eingeklemmte Affekte und Komplexe diese psychische Eruption auslösen. Ich
habe stets bei solchen Szenen den Eindruck gehabt, daß sie, wenn ich die betreffenden
Personen gut kannte, Beziehungen zu dem Wesen und der Eigenart
dieser Persönlichkeiten hatten. So mache ich z. B. augenblicklich Sitzungen mit,
wo ich ähnlichen Zusammenhängen auf der Spur zu sein glaube und sie duich
Bewußtmachen zu klären suche. Da die Angelegenheit noch nicht abgeschlossen
ist, kann ich nichts mitteilen. Das ganze Trancedrama (nach Mattiesen) mit
dem Ritter krnn, angeregt durch die ganze Situation (Spukgeräusche, ein altes
Schloß usw.) eine Dramatisierung schwerer Affekte bedeuten. Bevor
man zur spiritistischen Erklärung greift, muß man doch die psycho-analytischen
Erkenntnisse zu Hiife nehmen.
So ist mir doch zweifelhaft, ob sich das Medium tatsächlich, wenn es nicht
zurückgehalten worden, wäre, aus dem Fenster gestürzt hätte. Ich glaube vielmehr
, diese Affekthandlung ist mit einem hysterischen Anfall zu vergleichen,
wo die betreffenden Personen sich auf die Diele werfen, nie aber ernstlich
Schaden leiden. Das Zurückgehaltenwerden und das Kruzifix
kam dem Medium gerade recht. Uebrigens hatte auch der Selbstschutz
des Organismus, „der alte Freund", es nicht zugelassen, und irgendeinen
Ausweg gefunden. Ganz abgesehen davon, daß der Intellekt auch im Trancezustande
nicht ganz ausgeschaltet ist und das Medium zeitig zum Erwachen bringl.
Es ist nicht uninteressant, daß mein spiritistisch eingestellter Mitarbeiter
Herr Trofimoff, neuerdings auf dem Standpunkt steht, daß zwischen den sich
manifestierenden Geistern und den Charaktereigenschaften des Mediums eine
bestimmte Beziehung sein muß. Mir scheint das in gewisser Hinsicht eine ani-
mistische Bestätigung aus der rein spiritistischen Praxis zu sein
Riga-Waldpark, August 1931. C. B I a c h e r.
Ein süddeutscher gräflicher Journalist fühlt sich berufen, in der Frankfurter
Umschau" in einer Antwort auf eine kurze Aeußerung Prof. Blachers unsere
Zeitschrift als „unkritisch" zu benennen, Wir verzeichnen mit Genugtuung, daß
wir den Beifall dieses Herrn Grafen nicht finden, der als Totengräber ein besonderes
Verdienst an dem frühen Begräbnis der sogenannten „Zeitschrift für
kritischen Okkultismus" hat. Müßten wir doch sonst annehmen, daß wir uns
auch schon auf der abschüssigen Linie dieser Fehlgeburt am okkultistischen
Zeitschriftenhimmel befänden. Mag auch die schwere Not der Zeit vielleicht
Veranlassung sein, die fruchtbare Feder noch mehr wie sonst in Bewegung zu
setzen, so dürfte dies für den Herrn Grafen und seine Gesinnungsfreunde, denen
bekanntlich jede langjährige praktische Erfahrung mangelt, um in Fragen der
Parapsychologie überhaupt ein Urteil fällen zu können, kaum eine genugende
Entschuldigung sein, seine völlige gänzliche Ahnungslosigkeit auf dem so gern
von ihm in Zeitungsaufsätzen bearbeiteten Gebiete hervorzukehren.
Große Eitelkeit veranlaßt weiterhin genannten Herrn, sich dem Auslande
als besonderer Kenner und Sachx erständiger hinzustellen, wie wir aus einem Arti-
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