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502 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1931.)
kel: „Die Zukunft der okkultistischen Forschung" entnehmen, den besagter
Graf vor längerer Zeit in einer in Südamerika erscheinenden „Deutschen Zeitung
" erscheinen ließ. Unsere Leser erinnern sich an den Aufsatz: ,,Der Traum
wird Wirklichkeit?", in welchem der tragische Unglücksfall der Schulknaben
in der Tscheche! durch einen Schuler vorausgeträumt und durch Zeichnung geschildert
war (De/emberheft 1930). Dci gialiiche Berichteistatter erwähnt nun
auch kurz diesen Fall, den er in einer Dresdner Zeitung gelesen hatte, und
schreibt dazu: „Ich wandte mich sogleich mit Betonung der wichtigen Punkte
an den Vorsteher der Volksschule zu Leden, allein ich bin bis heute ohne jede
Antwort geblieben. Der hochinteressante Fall ist also für die wissenschaftliche
Verwertung verlorengegangen." Wie? Der Herr gräfliche Zeitungsschreiber
meint also, weil der Schulvorsteher vielleicht in weiser Voraussicht — ihn
keiner Antwort würdigte, sei die Wissenschaft zu kurz gekommen? Fürwahr
, diese kühne Uebertreibung reiht sich würdig der Ueberhebung an, mit
der der Herr gräfliche Journalist über eine anerkannte wissenschaftliche Zeitschrift
zu Gericht sitzen will. S ü n n e r.
Wir erhalten folgende Zuschrift:
Sehr geehrte Schriftleitung! Nach der \on Ihnen im Maiheft veröffentlichten
im ganzen anerkennenden Besprechung des Buches von Prof. Dessoir
übersende ich Ihnen hier die Auffassung eines bekannten Münchner Arztes, mit
der höflichen Bitte, auch diese Ihren Lesern nicht vorzuenthalten.
Dr. Gerda Walther.
Der Münchener Psychotherapeut Dr. G. R. Heyer über Prof. Dessoir.
Prof. Dessoir und seine Stellung zur Parapsychologie sind ja in parapsychologisch
interessierten Kreisen weithin bekannt. Von besonderem Interesse
ist es deshalb, was der bekannte Münchener Psychotherapeut und Psychoanalytiker
Dr. G. R. Hey er, dem man einseitige Voreingenommenheit zugunsten
der Parapsychologie gewiß nicht vorwerfen kann, über Dessoirs soeben in
sechster, erweiterter Auflage erschienenes Buch „Vom Jenseits der Seele" urteilt.
Dr. Heyer schreibt darüber im „Zentralblatt f. Psychotherapie", Bd. 4, H. 8,
August 1931, S.513L u. a.:
„Das 1912 zuerst erschienene Werk D.s> hat eine wichtige Mission erfüllt,
es hat in der Zeit rapid ansteigenden Interesses für alles „Okkulte" weite Kreise
darauf hingewiesen, wieviel (dem Nichtfachmann oft gar nicht mögliche) strenge
Kritik gegenüber bewuliten und unbewußten Täuschungsversuchen von seiten
der „Medien" und ihrer Helfer dringend nötig ist ... So begrüßenswert und
nötig größte Skepsis ist, so sehr der Versuch einer Zurückführung der parapsychologischen
Phänomene auf Psychologisches richtig ist, so sehr D. recht
hat in seiner Abweisung unverstandener Fremdworte und Bilder, so wenig können
wir uns damit zufrieden geben, daß er sich immer wieder damit begnügt,
darzutun, daß außerordentlich viel betrogen wird (und werden wird), wenn es
sich um den Versuch handelt, hinter den Vordergrund des Lebens zu blicken.
Die wissenschaftliche Aufgabe besteht vielmehr heute darin, gerade jene durch
de« Beweis von Betrug nicht aufhellbaren Vorkommnisse zu untersuchen. Es
ist methodologisch nicht befriedigend, wenn (z. B. im Fall Piper) D. — vielleicht
mit Recht — vieles bis auf einen „Rest" wegdiskutiert und dann statt
diesen zum Gegenstand seiner Untersuchung zu machen, argumentiert: dieser
werde sich analog auch noch auflösen. Diese Methode durchzieht aber das
ganze Buch. Dabei werden für D. unbequeme Fälle und Tatsachen (z. B. in
dem Ref. persönlich wohlbekannten Fall R. Schneider) in tendenziöser Kürze
übergangen. Aus dem ganzen Bereich parapsychologischer Vorgänge zugegeben
wird überhaupt nur die Telepathie; zwar ist „ein bündiger Beweis wohl
nicht erbracht", abei es wäre „ohne die Telepathie im Sinne einer Arbeitshypothese
auf unserem Forschungsgebiet überhaupt nicht weiter zu kommen." Von
dieser „Arbeitshypothese" (die offenbar nur zu diesem Zwecke zugegeben, aber
für eine solche nach D.s eigenen Worten reichlich schlecht gestützt ist) wird
dann ausgiebiger Gebrauch gemacht, indem alle jene Angaben über weitere parapsychische
Phänomene (Hellsehen, Telästhesie, Prophctie, seelische Automatis-
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