http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0573
Elftes Heft. November 1931
Experimentelles.
Sensitiver oder Medium?
Ergebnisse einer spiritistischen Sitzung mit Dr. Arthur Ford.
Von Dr. med. Carl Bruck, Berlin.
Das wissenschaftliche Streitverfahren in Sachen einer möglichen spiritistischen
Deutung gewisser außersinnlicher Erfahrungen ist noch keine causa
finita. Animismus oder Spiritismus, das ist kein Problem philosophischer
lTeberlegung, sondern eine Sache der Prüfung von Einzeltatsachen. Die vielen
Identitätsversuche jenseitiger Wesenheiten sind nicht überzeugend genug, daß
sonst durchaus positive Forscher, wie bei uns etwa Bleuler, Oesterreich
, Blacher, Kröner, ihre Reserve aufgeben müßten, auch wenn
sie, wie Driesch, mit der spiritistischen Hilfskonstruktion zu arbeiten für
ratsam halten. Leider ist zu beklagen, daß, während die Spiritisten freien
Spielraum für ihre Betätigung haben, die zur „streng kritischen P a -
rapsychologenschule" haltenden Ani misten angesichts der manchmal
aufs Persönliche und Private zielenden Polemik sich gehemmt fühlen und Gefahr
laufen, von der praktischen Mitarbeit ferngehalten zu werden.
Das thema probandum lautet: Muß man bei der Prüfung des Wahrheitsgehalts
von spiritistischen Kommunikationen „Geis t e r"
hypothetisch einführen, wenn dieselben auf die Seelentätigkeit Lebender zurückgeführt
werden können? (Von den physikalischen Manifestationen, bei denen
die Seelen Verstorbener sich aktiv und materiell als sieht-, hör- und fühlbare
Körper offenbaren sollen, wird hier nicht die Rede sein; denn bei ihnen han
delt es sich nur um eine gute Kontrolle der Medien, und erst in zweiter Reihe
um Inhalt und Deutung der Phänomene und ihr psychologisches Substrat.) Bedarf
es eines Mediums, als eines Vermittlers mit dem Jenseits, oder genügt
dazu ein über eine nachweisbare parapsychische Begabung verfügender Sensitiver
? Bei dieser Fragestellung kommt sogar ein so bekenntnisfreudiger
Spiritist wie 01 i v er L o d g e .zu dem Schluß, es sei bis jetzt noch
nicht möglich, den Spiritismus wissenschaftlich zu beweisen
. Die Theoretiker des Spiritismus sehen sehr wohl die Problemstellung,
versuchen aber die Tatsachenfrage nach der Natur der Botschaften zu einer
Personenfrage, unter Bezug auf die besondere Psychologie der Medien, zu machen
. So hat E. E. D u d 1 e y , der dem M a r g e r y-Kreis angehört, unter dem
Titel: ,.Sensitive gegen Medien" in einer großen Arbeit (ich verweise
auf das ausführliche Referat von Dr. Gerda Walther, Z. f. P. 1981, Heft 4) ein
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