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Bruck: Sensitiver oder Medium?
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über 100 betragenden Einzelpunkten anderes als eine inetagnome Könnerschaft
Fords erblicken1). Bezieht sich nun diese Feststellung nur auf die
Phänomene dieses Abends, oder hat sie, ohne zunächst noch weitergehen zu
wollen, doch in bezug auf die Würdigung Fords Allgemeingültigkeit? Man
könnte einwenden, und man hat es bereits getan, man dürfe ein Medium nur
im Gesamtrahmen seines bisherigen Auftretens würdigen. Es trifft sich gut,
daß diese größere Plattform für die Beurteilung Fords bereits in der vor-
zitierten Arbeit von Reuters vorliegt.
Herr von Reuter stellt in seinem Aufsatz: „Das Medium Arthur
Ford" (I.e.) als Ergebnis seiner mehrjährigen Erfahrungen zum Schluß
den Satz, „daß man es bei Ford mit einem äußerst bedeutenden Medium zu
tun hat, dessen Leistungen wohl größtenteils spiritistisch zu beurteilen sind*'.
Wenn ich aber alle diese von Reuter als Beleg angeführten Fälle zergliedere,
so bleibt nicht ein einziger, auf den nicht die animistische Deutung durch Telepathie
in ihren verschiedenen Abwandlungen (latentes Unterbewußtsein, Abwesenheitstelepathie
usw.), oder durch Hellsehen mit oder ohne psychometrischen
Behelf zwanglos anwendbar ist. Auf Grund seiner Kasuistik nicht
weniger wie der meinigen könnte man ebensogut Reuters Aufsatztilel formulieren
: Der Sensitive Arthur Ford.
Zur Beweisführung « ill ich nochmals auf F o r t h u n y s (1. c.) Leistungen
und seinen Entwicklungsgang zurückgreifen. Pascal Forthuny, ein Pariser
Intellektueller (icb glaube Sammler und Kunslschriftsteller) hatte zunächst
nur spontane Ilellseherlebnisse, bis er 1920 eines Tages glaubte, durch automa-
matische Schrift von seinem 1919 einem Fliegerunfall erlegenen Sohne mittels
eines Kontrollgeistes Kommunikationen zu erhalten, die aber dann ebenso plölz-
lich Weihnachten 1920 ein Ende nahmen, und zwar als Folge der Erkenntnis,
daß seine vermeintlichen Jenseitsbotschaften nichls enthiellen, was ihm nicht
schon vorher bekannt war. Bis dahin hatte er sich für ein spiritistisches Medium
gehalten! Aber wie zum Ersatz stellte sich jetzt bei ihm eine aktive Ilellseh-
fähigkeit ein, durch die er ganz wachbewußl im kleinen Kreise über die Vergangenheit
, Gegenwart und sogar Zukunft der Anwesenden etwas Zutreffendes
auszusagen vermochte, wogegen er bei großen Demonstrationssitzungen zuweilen
nur die Richtung angeben konnte, in der die jeweils gemeinte Person sich im
Saale befand. Sowohl die großen Pariser (Osty) wie die Londoner (Woolleyj
Versuchsreihen ergaben in privaten und in Saalsitzungen genügende Belege für
diese Fähigkeit, die von den Versuchsleitern und von Forlhuny selbst auf Telepathin
und Hellsehen (zuweilen auch psychometrisch angekurbelt) zurückgeführt
wuiden. Sie unterscheiden sich an Zahl und Art durchaus nicht \on den analogen
Leistungen Fords.
l) Inhaltlich erscheint mir übrigens dieses Gesamtergebnis mit seinen vielen
Entsprechungen nicht überall belanglos, sogar wenn man sie als spiritistische
Botschaften ansehen wollte. Auch Animis<ten sind mit inhaltlich unbedeutender
Resultaten zufrieden, wenn sie nur mit unangreifbarer Methode gewonnen wurden
. Ich wenigstens habe immer ein starkes Mißtrauen vor Saal-Telepatthen und
Hellsehern „auf großer Fahrt", die als Veisuchsthemen am liebsten einen
Mord, einen Einbruch, eine Katastrophe, haben möchten.
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