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Zeitschrift für Parapsychofogie. 11. Heft. (November 1931.)
Psychic Science, sie zwecks Beobachtung ihrer Phänomene zu sich genommen
hatten. Auch in London stellten sie bei Johanna P. nach kurzer Zeit dieselben
Phänomene wie in Lieseregg und Braunau fest.
Seit diesen (im Januarheft 1928 der Viertel jähr sschrift „Psychic Science' mitgeteilten
) Erfahrungen haben der inzwischen verstorbene Herr und Frau Mc Ken-
zie und das British College es sich angelegen sein lassen, noch weitere derartige
Fälle von Spukphänomenen zu beobachten. Im Jahre 1925 hatten sie abermals
Gelegenheit, einen Fall, der die größte Aehnlichkeit mit dem der Johanna P. hat,
in ihrer eigenen Häuslichkeit zu studieren. (Vgl. J. H. Mc Kenzie: „The Haunted
Millgirl", Psychic Science, Oktober 1925.) Es handelt sich hier um die 19- bis
20 jährige Arbeiterin Gwen Morley. Ehe die Phänomene auftauchten, scheint
sie eine unglückliche Liebesgeschichte erlebt zu haben, die sie aus dem seelischen
Gleichgewicht brachte, wenn sie auch äußerlich ruhig ihrer Arbeit nachging
und man ihr dabei nicht viel anmerkte. Sie v*ar erst in der Spinnered
P. ..., dort rissen zwei bis drei Tage lang in dem Saal, in dem sie arbeitete,
plötzlich die Lauffäden an den Wollsträngen verschiedener Maschinen ab, dann
war"wieder alles ruhig. Am 21. Oktober 1925 kam sie dann in eine andere
Spinnerei in Yorkshire, deren Leiter dem College ausführlich berichtete über
alles, was sich dort zutrug. Erst ging alles gut, am 4. November 1925 traten
jedoch auch in dieser Spinnerei dieselben Störungen an den Spinnmaschinen
auf, an denen G. arbeitete, wie in der anderen Fabrik. Sachverständige wurden
geholt, die Maschinen, die Temperatur des Spinnsaales usw. wurden untersucht
, jedoch konnte man hier keine Ursache für die Störung finden. Das
Mädchen ging dann versuchsweise mit den Händen in der Tasche an einer
Maschinenreihe entlang und nach einigen Minuten rissen auch hier die Woll-
s>lränge an verschiedenen Stellen ab. Dasselbe geschah, als sie an einer Maschine
anderer Art vorbeiging. Als sie abends nach Hause kam, stürzten einige Verzierungen
vom Kaminsims, eine kleine Uhr fiel ihr sogar auf den Kopf. Am
folgenden Abend bewegte sich ein mit gespültem Porzellan bedeckter Tisch,
so daß alles auf den Boden glitt und zerbrach (das Mädchen war 90—120 cm
entfernt), später ging die Vorhangstange im Treppenhaus entzwei und ein
Spiegel im Schlafzimmer ihrer Mutter rutschte aus dem llahmen und zerbrach,
so daß der Hausherr drohte, sie müsse ein anderes Unterkommen suchen, wenn
da* so weiter gehe. Am übernächsten Tag hatte G. einen Ohnmachtsanfall.
G. suchte dann einen Arzt auf, der über ihren Bericht lachte, doch konnte
ein Angestellter der Fabrik alles bestätigen. Inzwischen hatte sie draußen im
Wartezimmer einen Ohnmachtsanfall. Dabei schrie sie: „Er kommt! Er
kommt 1" Der Arzt verwies sie an ihren Hausarzt, der alles für Hysterie
hielt und ihr drohte, er werde sie in eine Irrenanstalt stecken, wenn sie nicht
mit dem Unfug aufhöre. Dies erschreckte sie natürlich im höchsten Grade und
brachte sie fast zur Verzweiflung. Der Leiter der Spinnerei schickte sie zur
Erholung mit ihrer Mutter fort, als sie am 29. Dezember die Arbeit wieder
aufnahm, ging zuerst alles gut, bald aber fingen die Wollstränge wieder an
zu reißen. Dann setzte eine Pause ein, während deren G. plötzlich Anfälle
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