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Walther: Spukphänomene in hngland.
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große Milchkanne um. Auf Befragen der Verkäuferin sagte sie, um Aufsehen
zu vermeiden, sie sei versehentlich mit dem Fuß daran gestoßen. Als sie einmal
in den Wohnräumen von Mrs. Mc Kenzie im Wohnzimmer mit einem
anderen Mädchen zusammen Staub wischte, wurde plötzlich der aufgesetzte Teil
eine9 schweren, mit Glastüren versehenen Büchergestelles voller Bücher
(ca. 2,70m X 2,5om), das auf einer Kommode stand, etwa um 7172cm vorgeschoben
. Nur mit größter Mühe konnten es die beiden Mädchen mit Hilfe der
Haushälterin wieder zurückschieben. Dasselbe wiederholte sich noch einmal.
Ein kleines, geschnitztes Gestell mit einer flachen Schale, das auf einem
Regal des Bücherschrankes stand, wurde gleichfalls nach vorn geschoben und
hing auf eine sonderbare Weise vom Hand in die Luft ohne herunterzufallen.
Als Frau Mc Kenzie später einen Herrn, der sie besuchte, bat, das Büchergestell
in derselben Weise vorzuschieben, war er dazu nicht imstande, obwohl er es
mehrere Minuten lang versuchte.
Als G. im Zimmer von Frau Mc Kenzies Tochter das Bett machte, hörte
eine Bekannte, Frau B., die gerade die Treppe herunterkam, ein merkwürdige»
Geräusch: als sie das Zimmer betrat, vibrierte die Sprungfedermatratze noch
wie nach einer starken Erschütterung und die Roßhaarmatratze lag mit Leintuch
, Kissen ind Bettdecken genau so, wie das Bett gemacht worden war, auf
dem Boden. Nach G.s Angaben hatte sich das Bett mehrmals gesenkt und gehoben
, bis alles herunterfiel. Frau B. half das Bett wieder in Ordnung bringen
, dabei drehte sich das Ende einer Decke, das sie eben fest in den Bettrahmen
gestopft hatte, plötzlich wieder um. Als das Dienstmädchen hinzukam,
erzählte G. ihr alles. Dabei flogen plötzlich von einem etwa 1 ,'io Meter hinter
G. am Kopfende des Bettes stehenden Tischchen die Stehlampe, eine gerahmte
Photographie und etwa ein halbes Dutzend Bücher ca. 1,20 Meter weit auf
einen Haufen, ohne daß etwas zerbrach. Es war, als hätte jemand alles mit
dem Tischtuch zusammen auf den Boden gefegt. Am selben Tag fielen
ca. 5,6o Meter (die größte Entfernung, die je beobachtet wurde!) von G. entfernt
mehrere Teller und Gläser von der Inrichte und den Regalen. Der große
Gesindeeßlisch wurde wiederholt bewegt und umgeworfen, schließlich bekam er
einen großen Sprung in der Mitte. Die darin befindliche Schublade wurde so
heftig hineingestoßen, daß sie an einer Seile zersplitterte.
An einem Tag, als es besonders schlimm zuging und das Mädchen sich
darüber sehr aufregte (die Küche sah aus wie nach einem Erdbeben), brachte
Frau Mc Kenzie es mit der Bemerkung zu Bett: „Wenn du ins Bett gehst, geschieht
nichts mehr." Wie um sie Lügen zu Straten ging es nun erst recht los,
obwohl alles Bewegliche aus dem Zimmer entfernt worden war. Das Bett hob
sich an einem Ende, die Matratze bog sich, so daß G. mit dem Bettzeug herausfiel
. Die Marmorplatte des Waschtisches bewegte sich und das Waschtischgestell
wurde zu Boden geschleudert; ein T^ehnstuhl fiel um, so daß die eine Seitenlehne
zerbrach, ebenso ein anderer Stuhl, dessen Rücklehne beschädigt wurde.
Ein kleiner, geflochtener Tisch wurde gleichfalls umgeworfen. Das Zimmer
sah aus. als wäre ein Wirbelsturm hindurch gefegt: sämtliche Kleider und die
übrige Habe des Mädchens lagen auf einem Haufen auf dem Boden, ein Vor-
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