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Walther: Spukphänomene in England.
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phänomenen wird deshalb immer ein zweites Medium beigezogen, das im
Trance durch seinen „Kontrollgeist" genau angibt, ob eine oder mehrere
fremde Wesenheiten diese Phänomene verursachen, warum sie dies tun und
wie man sie davon abbringen kann. (Es ist vielleicht nicht uninteressant
in diesem Zusammenhang zu erwähnen, daß ein bekannter Psychiater in New
York, Dr. Titus Bull1), seit einigen Jahren in ähnlicher Weise bei der Behandlung
gewisser Geistesstörungen vorgeht, und zwar mit Erfolg, ebenso
Dr. C. A. Wickland2) in Los Angeles.) Im Falle G. teilte das Medium mit.
daß der verstorbene Vater des Mädchens diese Unruhen hauptsächlich verursache
, er sei noch sehr erdgebunden. Der Vater war zeitlebens ein nichtsnutziger
Trinker gewesen, zwischen Vater und Tochter hatte wenig Zuneigung
bestanden. Durch das Medium — Frau Barkel — suchte Herr Mc Kenzie in
Verbindung mit ihm zu kommen, was auch gelang, eine Gruppe von .,guten
Geistern'* versprachen ihre Mithilfe und so brachte man den verstorbenen
Vater des Mädchens zu dem Versprechen, sie in Ruhe zu lassen, was er dann
auch hielt. Oft sind angeblich mit einem derartigen llauptstörer noch andere*
niedere „Geister" verbunden, die einen Teil der Spukphänomene verursachen;
gelingt es, den Hauptstöror zu beseitigen, so müssen auch diese sich zurückziehen
. (Ganz ähnlich verhält es sich in den Fällen des oben erwähnten
Dr. Titus Bull.) Wenigstens stellt sich vom spiritistischen Standpunkt aus die
Sache so dar.
Auch in vielen anderen Spukfällen hatten die Mitglieder des College Gelegenheit
, sich der Sache anzunehmen, wenn sie auch die mutmaßlichen menschlichen
Träger derselben nicht direkt beobachten konnten.
Schon 1921 bat man Herrn McKenzie bei einem Fall von Spukphänomenen
in Ilornsey um Hilfe. Monatelang wurde die betreffende Familie hier von
lautem Gepolter (Zerschlagen von Geschirr, Fensterscheiben, Möbelslücken),
sowie durch Herumfliegen von Gegenständen verfolgt. Die Phänomene schienen
mit zwei jungen Buben zusammenzuhängen und hörten auf, als diese entfernt
waren. Ein Medium wurde hier nicht beigezogen, weil die Familie aus
religiösen Gründen dagegen war. (Psychic Science, Oktober 192$ 1. c.)
1928 ereignete sich ein anderer Fall im Südwesten Londons. In einer
Familie, bestehend aus Vater, Mutler, einer verheirateten Tochter von 3o und
zwei Söhnen von 26 und 22 Jahren, traten monatelang Spukphänomene
(Klopfen, Telekinesen usw.) auf, wodurch alle Beleiliglen mit ihren Nerven
ziemlich herunterkamen. Die Phänomene fingen damit an, daß zweimal hintereinander
die Türe im Schlafzimmer des Mannes sich nachts öffnete, obwohl
sie richtig geschlossen (wenn auch nicht verriegelt) worden war. Später erfolgte
heftiges Klopfen im Treppenhaus. Trotzdem alles durchsucht wurde,
fand sich niemand. Sobald man sich wieder niedergelegt hatte, fing es von
neuem an. Der jüngere Sohn stand abermals auf und begab sich mit einer
brennenden Kerze in einem Porzellanleuchtcr zur Treppe, um das elektrische
>) Vgl. u. a. Z.i P. 1929, S. 613, 1930 S. 322, 1931 S. 205 f.
Vgl. u. a. Z. f. P. 1927, S. 315 f.
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