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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0616
552 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1931.)

Wiese, gleich darauf erschien eine Gazelle und Frobenius konnte sie erlegen.
Man vergleiche nun damit folgende Geschichte, die aus Grünau in Oberösterreich:
erzählt wird. Dort wollte ein Pfarrer einen Hirsch schießen, doch ließ sich keiner
sehen. Da schnitt ein Jäger eine Hirschfährte aus dem Waldboden und gleich
darauf zeigte sich ein riesiger Hirsch, wie ihn noch niemand gesehen hatte.
Der Jäger munterte den Pfarrer auf zu schießen, der aber erkannte in der Erscheinung
den „Teufel" und brach die Jagd ab. Die Hexenkunst, wie sie im Volk
erzählt wird, ist auch dichterisch* verwertet worden. Grillparzer läßt in seiner
„Jüdin von Toledo" die Rahei sprechen:

Die Hexen, sagt man, die zur Liebe zwingen,

sie bohren Nadeln in ein Wachsgebiide,

und jeder Stich dringt bis zum Herzen ein

und hemmt und fördert wahr geschaffnes Leben.

O gäbe jeder dieser Stiche Blut!

Ich wollt es trinken mit den durst'gen Lippen

und mich erfreu'n am Unheil, das ich schuf.

In dieses Kapitel gehört auch die uralte Sitte, zum Danke für Heilung von
Krankheiten Krücken und abgebildete Gliedmaßen in der Wallfahrtskirche aufzuhängen
, „ut incredibilis materies ibi remaneret" (Grimm, Deut. Mythologie,
S. 1132). Auch diese Sitte erwähnt der Dichter mit den Worten:

Und wer eine Wachshand opfert,

dem gerinnt in der Hand die Wund\

Und wer einen Wachsfuß opfert,

dem wird der Fuß gesund.

Was bedeuten all diese seltsamen Sagen und Gebräuche, die beim ungebildeten
Städter nur ein hochmütiges Lächeln hervorrufen? Paracelsus schreibt:
„Es ist möglich, daß mein Geist ohne Hilfe des Körpers und durch einen feurigen
Willen allein und ohne Schwert andere stechen und verwunden kann. Es ist
fürder möglich, daß ich den Geist meines Gegners in ein Bild bannen, ihn sodann
verdoppeln und lahm legen kann. Kein Panzer schützt gegen Magie, da sie den
inwendigen Geist des Lebens verletzt." Blavatsky (Isis entschleiert I S. 330) nennt
diese Erscheinung Bilokation oder Reperkussion. Sie zitiert de Mousseaux, der
folgende Begriffsbestimmung gibt: „Das Wunder der Reperkussion trifft ein,
wenn ein Schlag, gezielt auf den sichtbaren oder unsichtbaren Geist einer abwesenden
lebenden Person oder auf das Phantom, das diese Person vertritt, sie
selbst trifft, zu derselben Zeit, als der Schlag geführt wird, und an derselben
Stelle, an der sein Doppelgänger berührt wurde. Wir müssen deshalb annehmen,
daß der Schlag zurückgeschlagen (reperkussiert) wird und gleichsam von dem
Bilde der lebenden Person, ihrem phantastischen Duplikat zurückprallend das
Original in Fleisch, und Blut erreicht, wo immer es auch sein mag." Wir sehen,
daß die metaphysische Wissenschaft das Phänomen der Bilokation durchaus ernst
nimmt. Selbstverständlich weiß kein Bauer, der ähnliche Ueberlieferungen erziählt,
diese Phänomene zu erklären.

Aber die Tatsache, daß die Originalerzählungen des Landvolkes die Theorien
der gelehrten Metaphysiker sozusagen praktisch und experimentell bestätigen,
gibt doch zu denken. Unsere Schulwissenschaft könnte unmöglich an diesen
Tatsachen vorübergehen, wenn sie mit dem wirklichen Leben in besserer Fühlung
stünde. Wir lernen aber weiter durch die Forschung im Volksleben erkennen,
daß die metaphysischen Kräfte einst viel besser ausgebildet waren als heutzutage
und daß vor allem solche Kräfte wirklich bestehen können, was leider heute von
unseren Schulgelehrten noch immer bestritten wird.

Unser langjähriger Mitarbeiter Dr. Joseph Böhm ist in Nürnberg am
11. September im Alter von 60 Jahren gestorben. Noch im Aprilheft dieses
Jahres konnten wir dem zu früh unserem Kreise Entrissenen unsere Glückwünsche
zum 60. Geburtstag aussprechen. Dr. Böhm genoß nicht nur in seiner
Heimatstadt und in Süddeutschland, sondern weit daniber hinaus großes Ansehen
wegen seiner teilweise bahnbrechenden Arbeiten, die er in den Sonderabhand -
lungen „Seelisches Erfühlen" und „Inneres Schauen" niedergelegt hat. Wir
wissen aus Zuschriften, daß Böhms Aufsätze, namentlich die von ihm zur Frage
der Therese von Konnersreuth oder zu unserer Plaat-Broschüre über Psycho-


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