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558 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1931.)
und die Leuchlbänder deutlich sichtbar waren. Nach wenigen Minuten verfiel
das Mediuni in Trance, legte seinen Kopf auf meine linke Schulter. Ich wurde
am Kopf streichelnd berührt, auch verschiedene Zirkelglieder (außer Reichweite
des Mediums) meldeten Berührungen, und als ich einmal für ganz kurze Zeit
meine Hand von der meines rechten Nachbars trennte, legte sich auf dessen
Hand eine fremde Hand unbekannter Herkunft. Erslaunt teilte mir die? der
Betreffende, Professor S., mit. Das Medium gerät in konvulsivische Zuckungen
des ganzen Körpers (Hand und Fußkontrolle immer intakt), es erscheint über
dem Glase, gleichsam von oben her kommend, eine ziemlich deutlich sichtbare
Hand — ob selbstleuchtend oder bloß \on der Leuchlplatte im Glase belichlet,
kann ich nicht feststellen. Die Hand ergreift das Glas, führt es in hohem Bogen
über dem Tisch umher, um es schließlich Professor S. an die Brust zu werfen,
von wo es zur Erde fällt. Eine leise geflüsterte Mahnung seitens des Mediums,
nicht zu erschrecken: ein blitzartiges Licht mit prasselndem Knall über der
Tischplatte. Nach einer Ruhepause, während der die Kontrolle nicht unterbrochen
w/rd, fängt der Leuchtstreifen in der Mitte des Tisches an sich zu bewegen
: er ringelt sich wie eine Kobra mit erhobenem Vorderkörper, dann
schlingt er sich rings um den Vorderarm des links vom Medium kontrollierenden
Professors, um schließlich in großem Bogen durchs Zimmer zu fliegen. Dann
nach einigen vergeblichen Anstrengungen, wobei meine Fußkontrolle unterbrochen
wurde, und der seitens des Mediums geflüsterten Bcmerkui»g, es würde
wohl nicht gelingen, eine Levitation, etwa 1/2 Meter über dem Tisch in horizontaler
Lage (nach den Leuchtbändern zu urteilen). Infolge der Dunkelheit, trotz
der Leuchtbänder und der Handkontrolle, für die Skeptiker nicht ganz befriedigend
. Das Phänomen war zu stürmisch und zu kurz und stellte an den Beobachter
und Kontrolleur zu viel Anforderungen.
Besonders interessant für mich war der andere, der Zeit nach erste Experi-
mentalabend, zu dem dieselben Herren geladen waren, außer dem Theologen.
Neben den Kartenexperimenten, auf die ich weiter unten eingehe, wurden Hellsehversuche
angestellt, die einen verblüffenden Erfolg hatten. Zunächst wurden
dem Medium die Augen \erbunden von Professor S. Dicke Wattebauschen von
etwa acht Zentimeter Länge Luiden in die Augenhöhlen gelegt, diese dann mit
einer sechs Meter langen Mullbinde fest umwickelt, darauf nochmals Wattebauschen
und über das Ganze ein mehrfach zusammengelegtes derbes schwarzes
Tuch in Breite von mindestens zehn Zentimeter gebunden. Watte, Mull und
Tuch konnte jeder nach Belieben untersuchen. Ich selbst ließ mir späler versuchsweise
mit Wattebauschen und Mullbinde die Augen verbinden und verzichtete
auf den weiteren Verband, da ich absolut nichts sehen konnte. Den
linken Vorderarm stützte^ das Medium auf eine massive, unten abgeflachte
Glaskugel von ca. zehn Zentimeter Durchmesser so, daß die Hand darüber hinausragte
. Unter diese Hand, etwa zehn Zentimeter entfernt, wurden nacheinander
verschiedene Gegenstände unverdeckt auf den Tisch gelegt. Eine Berührung
derselben war ausgeschlossen, da die Augen aller Kontrolle übten bei
einer 5okerzigen Hängelampe (weißes Licht) über dem Tisch. Der erschaute
Gegenstand wurde vom Medium in den meisten Fällen auf einem vor ihm lie-
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