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Jahn: Das Gespensterdorf.
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mismus oder Spirilismis enthalten — kann ich dazu folgendes berichten. Es
meldet sich zu Beginn der Sitzungen fast regelmäßig eine Intelligenz, die sich
als der im Kriege gefallene Bruder des Heilers ausgibt und M'ine \ngaben ganz
den Fragen anpaßt, die sich auf die Vorgänge im Spukhause beziehen. In der
Folge weisen sich Persönlichkeilen aus dem Orte aus, die vor kurzer oder
längerer Zeit verstorben und mit dem Spukhause direkt oder indirekt in Verbindung
stehen. So meldet sich oft zum Wort der Valer der Hausfrau und eine
ganze Reihe von anderen Personen, sie geben Name, Geburlsdatum und nähere
Unistände an, die stets als richtig erkannt werden, und zwar oft nachträglich auf
Umfragen, was vielleicht gegen die Tätigkeil des Unterbewußlseins der Sitzungsteilnehmer
sprechen dürfte. Im Gegensatz zu diesen sachlichen und freundlichen
Manifestationen stehen unflätige, grobe und überraschende 4uslassungen,
deren Urheber auch ein verstorbener Einwohner sein will. Das Merkwürdige
dabei ist, daß diese Aeußerungen genau dem Charakter dieser Person zu Lebzeiten
entsprechen. Es war nämlich ein Tagedieb, Säufer und schlechter
Mensch. Ausdrücke wie Quatsch, Affe, Esel, ,.fragt nicht so dumm", sind noch
die mildesten. Diese Intelligenz stört mil Vorliebe die gutgemeinten Ilalschläge
anderer Intelligenzen. Und doch haben wir anscheinend mit Hilfe dieser bösartigen
Intelligenz es fertiggebracht, daß ich Positives im Spukhause erleben
konnte. Wir legten uns aufs Schmeicheln und baten ihn, dafür zu sorgen, daß
ich das Klopfen zu hören bekomme, was er auch endlich versprach, sogar unter
Angabe der genauen Zeil. Und tatsächlich — ob durch ihn oder andere Ursachen
— vernahm ich an dem genannten Tage und zur genannten Stunde das
merkwürdige Klopfen. Es fing leise an im Fußboden, wurde immer slärker
und setzte sich in den Wänden fort. Daß ich allem nachging, sofort den Raum
darunter untersuchte, auch den Nachbarn aufsuchte, um den Ursprung des
Klopfens festzustellen, versieht sich wohl \on selbst. Und nun kommt das
Merkwürdigsie an der Geschichte. Dem Heiler und seinen Leuten, die fasl täglich
an der Planchette sitzen und denen ich genau0 Direktiven in bezug auf Art,
Weise und Folge der Fragestellungen gegeben habe, werden als Ursache des
Spukes stets eine dort lebende Person angegeben, die im Ruf einer Hexe sieht.
Mag nun etwas daran sein oder nicht, jedenfalls soll diese Person in Sireilfällen
mit Nachbarn und Verwandten angedroht haben, diesen auch einen Spuk
zu besorgen! Und tatsächlich sollen solche Bedrohte von ähnliehen Spukerscheinungen
erschreckt worden sein, wie Aufgehen von Türen, Geräusche wie
Trommeln und Spukgestalten.
Hier ein Auszug (die nachstehend mit Vnfangsbuchstaben Genannten, sieben
in verwandtschaftlicher Beziehung zu d«»n Bewohnern des Spukhauses und /u
den Sitzungsteilnehmern).
Frage: Wer ist dort?
Antwort: W.
Frage: Weißt du, wer das Klopfen im Spukhaus" veranlaßt?
Antwort: P. Er hat sich mal mit T. wegen dessen Tochter gezankl (die folgenden
intimen Angaben muß ich unterlassen). Es ist erst dann Hube, wenn
M. fort ist (es folgen private Mitteilungen).
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