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584 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (De/ember 1931.)
Zimmerdecke saß. Ebenfalls traten die Erscheinungen auf, wenn das Medium in
einem aus Metaüdraht bestehenden Käfig Platz nahm oder bequem in bewußtlosem
Zustande auf einem Sofa lag. Ich nahm das Klopfen auf einer Harmonika,
ja selbst auf meiner Schulter und unter meinen Händen wahr. Auch hörte ich sie
auf einem Papierblatt, das in einer Ecke an einem Faden hing, welchen ich noch
dazu in der Hand hielt.
Da mir sämtliche Theorien bekannt sind, s>o /ahlreich und so fein ausgedacht
sie auch sein mögen, um jenen äußerst seltsamen Lauten eine Erklärung zu verleihen
, worin sich hauptsächlich die Amerikaner ausgezeichnet haben, so kann
ich sagen, daß auch ich wohl auf jede einmal verfallen war, bis ich schließlich
mich vollständig davon überzeugen konnte, daß es sich in der Tat wirklich um
echte Erscheinungen handelte, bei denen von einer Betrügerei der Medien oder
auch von einer mechanischen Einwirkung nicht die Rede sein kann."
Seite 208. Das Phänomen der „raps" oder auch der sogenannten „inneren
Klopflaute" war eines von denjenigen, die nicht wenig dazu beitrugen, die Bekehrung
des berühmten Naturforschers Wallace zum Spiritismus herbeizuführen.
Er berichtet: „Es war im Monat November 1865, als meine Schwestei mir mitteilte
, daß eine Frau, welche bei ihr wohnte, die Fähigkeit besäße, wirkliche
bestimmte Klopflaute und andere merkwürdige Manifestationen hei vorzurufen ..„
Wenn wir uns um einen ungedeckten Speisetisch herumsetzten und unsere Hände
darauf legten, so begannen gewöhnlich schon die Klopflaute nach wenigen Minuten
. Es wurde dann an verschiedenen Stellen des unteren Teils de- Tischplatte
geklopft. Auch variierten die Laute in Ton und Kraft; vom leisesten Tippen,
welches mau mit einer Nadel oder einem langen Fingernagel hervorrufen kann,
nahmen wir Klopflaute wahr bis zu der Stärke eines Faustschlages und noch
darüber hinaus. Man vernahm auch Geräusche, ahnlich wie das Kratzen mit
einem Nagel oder das Reiben mit den Fingerspitzen, wenn man d'esc fest an die
Tischoberfläche drückt. Sie ahmten mehr oder weniger genau die Geriusche nach,
die wir mit unsern Finge*n auf dem Möbel hervorriefen, gaben die Zeit an oder
klopften eine Melodie, welche jemand von den Anwesenden vorpfiff. Bisweilen
führten sie auch auf unser Ansuchen selbst eine graziöse Arie durch Klopf laute
auf oder begleiteten eine solche in korrekter Weise durch Trommeln wie mit
einer Hand auf dem Tische.
Wenn man derartige Geräusche wohl an hundertmal vernimmt in einem
Zimmer, das unser eigen ist und hinreichend, ja sogar vollständig erleuchtet
wird, auf und in einem Tische, der ebenfalls seit langer Zeit in unserem Besitz,
während die darauf liegenden Hände aller Anwesenden sichtbar verbleiben, so
müssen un? die gewöhnlich hinsichtlich eines solchen Phänomens abgegebenen
Erklärungen ganz abgeschmackt erscheinen. Natürlich ist der erste Eindruck
immer der, als ob jemar d mit den Füßen an den Tisch schlage, sobald nämlich
das Phänomen sich in nicht«- anderem äußert als in einigen wenigen Klopftönen.
Um einen derartigen Ver Jacht nun zu benehmen, knieten sämtliche um den Tisch,
und zwar während mehrerer Sitzungen. Aber auch dabei vernahm man die
Klopftöne, und nicht etwa ertönten dieselben unter der Tischplatte, nein, es schien,
als kämen sie sozusagen aus dem Inneren heraus.
Manche Skeptiker behaupten, daß die Geräusche durch ein Zusammenziehen
der Sehnen oder durch ein Knacksen der Gelenke in gewissen Körperteilen
des Mediums entständen ... Wenn dem wirklich so wäre, so möge man
mir doch einen authentischen Fall anfuhren, wobei die Knochen oder Muskeln
einer Person solche Geräusche hervorzubringen vermögen: jenes hämmernde,
trommelnde, knarrende, krachende, kratzende, schabende und reibende Geräusch,
wodurch die von iemand mit den Fingern vorgeklopften Laute wiederholt werden
oder das Tempo eines Musikstücken bezeichnet wird! Dabei ist aber auch
in Betracht zu ziehen, daß alle Anwesenden deutlich \vahrnehmen können, wie
die Ge'äusche nicht aus dem Körper einer Person, sondern aus dem Tische
herrühren, an dem man sitzt und der leise vibriert, sobald sich ein Klopflaut
vernehmen läßt.
Solange sich mir nicht ein ähnlicher Fall darbietet, möge man mirver*
zeihen, wenn ich meiner Verwunderung über den guten
Glauben derjenigen Ausdruck verleihe, welche eine so
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