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Buchbesprechungen.
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überall ein Körnchen Wahrheit zu finden, bis er letzten Endes die einzig annehmbare
Theorie mit mathematischer Klarheit herauskristallisiert.
Der Preis von 6 Mark für das 254 Seiten umfassende Buch ist als sehr
preiswert zu bezeichnen. Eine phantastische Umschlagzeichnung lieferte das
bekannte Malmedium Heinrich Nüßlein.
Eine ähnliche empfehlenswerte Sammlung gibt F. Schrönghammer-Heimdal
im Literan Institut Haas und Grabherr in Augsburg heraus, die den Titel f ihrt:
„Alle guten Geister." lieber dreißig höchst spannende kleine Geschichten geben
teils eigene Erlebnisse wieder, teils solche im Verwandten- und Bekanntenkreise
oder aus sonst glaubwürdigem Munde. Wir finden da Kriegsgeschichten, Schloßerlebnisse
, lesen von Lichtern im Walde, und dem „Geistern einer armen Seei"
in der Kammer eines uralten Bauernhauses. Viele Anklänge ergeben sich an die
bekannten Schilderungen der in unserer Zeitschrift veröffentlichten großen Spukfälle
, und es ist erstaunlich, wie dem Verfasser solche Fülle von neuen Stoffen
zuwächst, ein Beweis dafür, wie ungeheuer zahlreich die im Volke umlaufenden
Erfahrungen auf diesem Gebiete sind. Es ist wie ein Bronnen, der unausschöpf-
bar ist. Auch diese Herausgabe verdient Anerkennung und Verbreitung, der
Preis (brosch. M. 3.—, geb. M.4.—) ist recht zeitgemäß zu nennen.
Schon wiederholt wandten auch unsere bekannten Dichter dem Gebiete des
Okkulten ihr lebhaftes Interesse zu, erinnert sei hier an Wilhelm von Scholz,
Sterneder, Roselieb, Rud. Hueh u. a. Diesen folgen dann der bekannte österreichische
Autor Franz Karl Ginzkey mit einem Roman: „Gespenster auf Hirschberg", in
welchem er Erkenntnisse „zwischen Sein und Nichtsein" dichterisch gestaltet.
Ein junger Schloßbesitzer errettet nach einem Gewitter aus einem Gebirgsbach
ein junges Mädchen, mit Mühe wird sie dem Leben wiedergewonnen, ihre Herkunft
bleibt dunkel, man findet in einer Berghütte die Spuren ihres letzten Aufenthaltes
, auf dem kleiner Bahnhof ihren dort deponierten Koffer. Dem Schloßherrn
verstarb früh sein junges Weib, seitdem ist er Einzelgänger und wird
durch seltsame Geschehnisse zum Geisterseher. Besonders nachdem er die Gerettete
mit Kleidern seiner Frau ausgestattet hat und mit ihr seine Mahlzeiten
nimmt, glaubt er allerlei Wunderliches zu erleben, er vermeint, daß das
neue Wesen sich mit seiner verstorbenen Gattin beseele, um neue Lebendigkeit
zu trinken, von dem, was sie einst war. Er glaubt Wege in den Wahnsinn /u
schreiten, als er in dem jungen Mädchen die Seele seiner geliebten Gattin erkennt
, und je mehr er von der Wiederkehr derselben erfüllt wird. Aber aus dem
Rausch des neuen Lebens, aus dunklem Flug ins Rätselhafte, aus dem Zwiespalt
zwischen Wahn und Wirklichkeit reißt ihn ein tragisches Ende. Der Preis für
das vornehm ausgestattete Buch beträgt kart. M. 4.—, in Leinen M. 5.50. Dem
in Salzburg lebenden, eben 60 Jahre gewordenen, Dichter, der sich zugleich
als Mensch und Seelenarzt zu erkennen gibt, ist gleichfalls Verbreitung dieses
Buches zu wünschen. Es ist bei L. Staackmann in Leipzig erschienen
Eine völlige Enzyklopädie des Spukwesens bietet das soeben erschienene
gewaltige Werk des bekannten Romanschriftstellers Friedrich voi. Gagern
, von dem Eingeweihte sagen, daß seine bekanntesten Bücher „Ein Volk",
„Der böse Geist", „Das Geheimnis", oder der zweibändige Roman „Die Wundmale
" in die Weltliteratur übergehen werden, ähnlich denen Balzacs, und der
bei seinem großen Können und umfassenden Wissen in seiner schöpferischen
Einsamkeit gern eigenartige Menschen geschildert hat. Er hat sich nun eines
Stoffes angenommen, der von großem Fleiß Zeugnis ablegt, und gewiß unter
seinen sammelnden Händen zu seiner eigenen Verwunderung ins Ungemessene
gewachsen ist.
Der Verlag L. Staackmann in Leipzig hat es in diesen auch für das Verlagsgewerbe
schweren Zeiten übernommen, Friedrich von Gagerns einzigartiges
Kompendium in Großoktav auf rund 500 Seiten herauszubringen, das den Titel
trägt: „G e is t e r-Gän g e r, Gesichte, Gewalten.** Der Verlag setzte
uns liebenswürdigerweise schon durch Uebersendung der eben fertig gewordenen
Druckbogen in die Lage, uns mit dieser bedeutsamsten Neuerscheinung
bekanntzumachen, die seit langem auf unserem Gebiete zu verzeichnen ist.
Gagern gibt seinem Werk selbst den Untertitel: „Der Zwölfnächte erster Band",
und teilt den Inhalt in folgende Untertitel: Vorstück, I. Buch: Vorgesichte,
II. Buch: Ferngesichte, III. Buch: Meldungen, IV. Buch: Doppelgänger, V. Buch:
Hellseher.
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