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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1932.)
man das zuweilen bei alten Damen sieht. Bezüglich der anderen Dame, die auswärts
an Brustkrebs gestorben war, ergab die Erkundigung bei ihrer Tochter,
daß die Schmerzen besonders groß im rechten Arm waren, wo eine besonders
tiefe jauchende Wunde entstanden war. Die Beurteilung des hier von Herrn)
Reißig Gebotenen.hat zu berücksichtigen, daß meine anwesende Frau bei ihrer
Unkenntnis der Verhältnisse den Hellseher nicht beeinflussen konnte und daß
ich abwesend und geistig ganz von den Sitzungsverhandlungen in Anspruch genommen
war. Es dürfte also wohl berechtigt sein, von einem positiven Fall des
Hellsehens zu sprechen.
Anläßlich einer Einladung bei einer befreundeten Familie zeigte sich Herr
Reißig zunächst als Sprechmedium, stellte aber im Trancezustand auch Krank-
heitsdiagnosen, zunächst bei der Hausfrau und dann bei mir, indem er mir
sagte, ich hätte mich wegen meines Herzens sehr zu hüten, wobei er mir unter
Warnung vor Digitalis Tropfen von Gradaecus empfahl. In Anbetracht dessen, daß
ich nie über Herzgeschichten zu klagen hatte, hielt ich die Diagnose für verfehlt
und lebte im wesentlichen weiter wie bisher. Nach ungefähr einem Vierteljahr
traten bei mir wiederholt Anfälle von Herzschwäche auf, die mich in die Behandlung
von zwei Aerzten zwangen und einen vierwöchigen Krankheitsurlaub
zur Folge hatten. Es handelte sich ohne Zweifel um die Folgen einer
nicht ganz ausgeheilten Grippe in Verbindung mit einer damals nicht vermeid-*
baren Ueberarbeitung. Daß die Ankündigung einer bevorstehenden Herzerkrankung
durch den Hellseher irgendwie suggestiv auf mich eingewirkt und so den
Boden gewissermaßen bereitet hätte, halte ich bei meiner Einstellung und der
hinreichenden Motivierung durch äußerlich gegebene Tatsachen für ausgeschlossen
.
2. Ich könnte noch weitere sehr bemerkenswerte Aussagen des Herrn Reißig
mitteilen, die sich z. B. auf die früh unter rätselhaften Umständen verstorbene
Schwester meiner Frau und weiter auf den jetzigen Eigentümer des Hauses,
in dem wir wohnen, beziehen und, soweit sich jetzt schon überblicken läßt,
durchaus positiv zu bewerten sind. Ich will aber vielmehr noch von einer
anderen Beobachtung berichlen, die mich in erster Linie veranlaßt hat, zur
Feder zu greifen.
Bei dem oben geschilderten Besuch, den Herr Reißig in ßegleihin** von
lÄrrn Nüßlein bei uns machte, mußten sich die beiden Herren, da die Hausfrau
in der Rüche zu tun hatte und ich noch im Amte war, längere Zeit allein
mit sich im Wohnzimmer beschäftigen, wo an dem einen Fenster dicht bei
meinem Schreibtische der große „S t a t i \ a p p a r a t" von Prof Ko r s c h e 11
(„Aeth erst rahlap parat") stand. Kurz nach unserer Begrüßung fragte
mich Herr Reißig, was das für ein eigenartiges Ding sei; er habe beim Blick
auf den Apparat den Eindruck gehabt, als ob von ihm so etwas wie feiner
Nebel wirbelartig ausstrahle. Bei der ihm vorgezeigten anders gearteten
„Drahtscheibe" hatte Herr Reißig den Eindruck mehr von einem in einen
spitzen Kegel auslaufenden Strahlengebilde. Nach der ganzen Art, wie sich die
Beobachtung abgespielt hatte und darüber gesprochen wurde, erscheint es
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