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Wassilko-Serecki: Die angeblichen Phänomene des Herrn Merbeller. 13
Herr Merbeller erzäalt, folgendermaßen zustande gekommen war: „Lulli sagte:
geht weg, wenn ihr zurückkommt, "wird es da sein." Und so war es. Auf eine
schüchterne Einwendung des Amlsrates Meixner, ob denn bei der Gelegenheit
niemand die Zeichnung habe ausführen können, erwidert Merbeller verstimmt,
es sei jeder Schwindel ausgeschlossen gewesen und „Menschen könnten doch
so etwas nicht zeichnen'.
Unter zahllosen, auf Rechnungszetteln, Notizblockbiättern, ja sogar auf
Papiersäckchen, wie sie Krämer >erwenden, geschriebenen „Geisfcerbotschaften"
zeigt ein Zettel in Rondschrift die Worte: „Liebster Hudi! Empfinde ans
weiter Ferne meine Liebe, die in mir entbrannt ist nur zu Dir. Und willbli
Du nicht, so bekommst Du Hiebe, nur als Liebe allein von mir. Deine
Potiphar." Ein anderer, in der gleichen Schrift: „Mach Deinem Tode wirst
Du als Geist die Verbindung mit den Mars- und Erdbewohnern herstellen.
Es grüßt Dich Lully." Eine Postkarte (!!) des Geistes ßoby aus Teplitz. Ueber
dem Schreiblisch zwei eingerahmte Botschaften. Die eine „Schön Gruß Chopin
", die andere „Good Day Conan Doyle". Auf einem schwarzen Papier mit
Kreide der (unähnliche) Namenszug Schrenck-Notzings und auf der Rückseite
die Worte: „Meine Unterschrift wird sich oft ändern." Auf einem, in Wirtshäusern
üblichen Rechnungszetlel steht mit Bleistift „Caruso läßt Dich grüßen
und ist wieder gut. Caruso." Auf einem größeren Zettel, den Merbeller laut
darauf bei indlicher Notiz in der Wohnung seines — später noch zu erwähnenden
— Freundes Dr. Kubitschek erhalten hat, liest man „Gruß Dir Friedrich
Nietzsche". Zwischen diesen Worten befindet sich eine Zeichnung, wahrscheinlich
Pause, des Kopfes von Nietzsche, der sich auf dem Papierumschlag von
„Also sprach Zaratliustra", billige Volksausgabe, Verlag Kröner, Leipzig, befindet
. An der Seitenwand eines Kastens hängen neun Tafeln mit Geister-
Kreideunlerschriften auf schwarzem Papier, die unter Glas in Draht montiert
sind. Darunter fällt der Name Groß(!)fürstin Sonja Jussupow auf
Herr Merbeller besitzt auch„Geisterphotographien, darunter eine des „Geistes
Bierfritz", die, laut Angabe Merbellers, von einem Wiener Thealerschrift-
steller namens Meratinger im Zimmer Merbellers — teilweise! — aufgenommen
wurde. Darauf wird der Geist durch ein weißes, gemustertes Federbett
in Form eines großen Bauches dargestellt. Eine andere Photographie, die, ebenfalls
laut Angabe Merbellers, von Amlsiat Dr. Sc hui da aus Dux bei Merbeller
aufgenommen wurde, zeigt ihn selbst zusammen mit drei Geistern, deren
einer eine Wollmütze tief in die Stirne und einen gestreiften Schal über die
Nase gezogen hat. Auf dem Bilde des materialisierten Geistes Rosa von Nym-
burg, die in einem Gasthause erschien, sieht man deutlich die Fransen des
Schales, mit dem Kopf und Oberkörper des Darstellers umhüllt sind. Phofco-
graph nicht eruierbar.
Zum Schlüsse betrachten wir verschiedene Gegenstände, die, wie Merbeller
sagt, von Geistern geworfen, auf ihn zugeflogen seien, z. B. ein Hauskäppchen
und ein Metallkorb. In einer kleinen Schachtel befindet sich allerhand Krimskrams
, Perlen, Moos, Bruchstücke; in einer Kiste liegt obenauf ein aus Karton
ausgesclmittenes Profil „Lulli hat Schnupfen" mit fallenden Nasentropfen.
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