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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0035
Wassilko-Serecki: Die angeblichen Phänomene Rudolf Merbeller. 19

zu bringen. Tatsächlich gab uns Herr Gherbetz, ein sympathischer, lebhafter
Mann, freimütig luskunft über alles, was wir wissen wollten. Er betonte
dabei, daß Merbeller selber viel Schuld daran trage, daß man ihn dermaßen
verulke, weil er fortwährend etwas erleben wolle und alles glaube.
Gherbetz sagte, daß er selbst oft als Geist kostümiert erschienen sei. Er babo
Uhren vertauscht, Zettel geworfen, Sachen verschwinden lassen und Merbellers
Bier ausgetrunken, während dieser geduldig draußen (!) wartete, um den Geist
nicht zu stören. Einmal habe ihn eine befreundete Familie aufgefordert, abends
zu ihr zu kommen, es würde lustig zugehen, denn Merbeller käme auch. Gherbetz
stellte sich damals in einen Kleiderkasten und klopfte, dann sprang er
heraus. „Wo kommst du her?" fragte ihn Merbeller paff, und der Turnlehrer
antwortete: ,,Ich bin ja gar nicht hier, ich bin am Eisplatz." Daraufhin glaubte
Merbeller an einen „Transport" des Mannes durch die Geister, was er uns
übrigens auch erzählt hat. Gherbetz sagt, daß fast alle Prachatitzer, inklusive
der Honoratioren, sich am Ulke beteiligen. Trotzdem glaubt er, daß ursprünglich
einiges echt war. Dasselbe meint auch die Tochter der Hausfrau
Merbellers, die uns versichert, daß in ihrer Familie niemand den allen Mann
verulke und sich trotzdem einiges ereigne; es klopft in den Mauern und
Gegenstände \erändern ihren Platz, der Tisch rückt, selbst dann, wenn Merbeller
mit ihren Leuten allein beim Essen sitzt. Es ist schwer daran zu glauben,
wenn man an den Hausgeist „Myrrhina d'Avers" denkt. Die Frau macht persönlich
einen guten, glaubhaften Eindruck. Die Hausparteien haben wir allerdings
nicht kennen gelernt und deshalb nicht befragen können, so daß hier
viele Möglichkeiten offen bleiben, um so mehr, als anscheinend niemals in den
Möbeln, sondern immer nur von außen an den Plafond, die Türen und Mauern
des Zimmers, wo Merbeller wohnt, geklopft wird.

Zur Vervollständigung meines Berichtes erwähne ich noch eine mir in
liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellte Beobachtung des Herrn Dr. med.
W. Klimaszewski (München)^ der mit seiner Gattin im Frühjahr in
Prachatitz war, um Herrn Merbeller, dessen Buch er gelesen hatte, aufzusuchen
. Einmal ging das Ehepaar mit Merbeller und dem, inzwischen nach
Krummau versetzten, Steuersekretär Josef Moser1) und Frau in den Wald
spazieren. Sie kamen dabei zu einem Stein, bei dem sich schon öfter Geisterstimmen
vernehmbar gemacht haben sollten. Deshalb frug Merbeller auch diesmal
, ob jemand da sei, worauf — Herr Moser hinter dem Rücken Merbellers
in tiefem Baß antwortete, um zu demonstrieren, wie die „Phänomene" zustande
kämen. Merbeller erkannte in der Stimme Mosers jene des Hauptgeistes
Lully, Später zeichnete Herr Moser im Cafe St. Margaretenbad, während einer
kurzen Abwesenheit Merbellers, den Kopf des Lully auf ein Blatt Papier, was
Merbeller ebenfalls als Geisterleistung betrachtete. Dr. Klimaszewski, der den
Ulk selbstverständlich ablehnte, betont, daß ihm Herr Merbeller persönlich einen
guten Eindruck gemacht habe. Das gleiche sagt Herr Franz Herndl, Schriftsteller
aus Wien, der als Erster von uns allen in Prachatitz war. Mit seiner

*) Der in Merbellers Buch oft genannte „Freund M."

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