http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0040
24
Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1932.)
ster in die Nebentürme brechen lassen, so daß sich die Mauern spalteten und
ganz von Grund auf hätten neu gebaut werden müssen. Ebenso hat er auch das
Gebäude zu Falkenstein an der Donau durchbrochen und verderbt. Dadurch
kam das Schloß in Verfall, so daß man sogar das Dach aus Gefahr des Einsturzes
abtragen mußte. Außerdem hatte das Gespenst, das viele Jahre darin
hauste, den Dienstleuten soviel Verdruß getan, daß niemand gern darin diente.
Oft hat man, seit das Schloß leergestanden, manchmal eine halbe, auch eine»
ganze Nacht lang Lichter in der Stube gesehen, oder man meinte wenigstens, es
seien Lichter darin, so hell war es. Die Nachbarn hörten oft ein großes' Gerumpel
, konnten aber nicht wissen, was es war. Ich bin manchmal selbst darin,
über Nacht gewesen und habe einen Diener in der Kammer, dazu ein Nachtlicht
gehabt. Viel seltsame Dinge hab ich gehört, gleichwohl mir, Gottlob! nie
etwas Unheimliches vor Augen gekommen. Wie oft aber ist mir gewesen, aU
ob lauter Geißen im Haus herumlaufen, auch manchmal die Stiege hinab in den
Hof springen! Ich bin auch einmal dorthin gekommen und gleich nach demi
Nachtessen schlafen gegangen. Um Mitternacht erwachte ich und hörte unter
mir, wo der Roßstall war, ein Getöse und Schlagen, gerade als ob die llossie
frei wären, sich bissen und schlugen, dann wieder, als ob sie ganz frei und
ledig im Hof herumliefen, wie am hellen Tag. Ich weckte den Diener, hieß
Enderle Scheffer. ein unverzagter Mann. Der hörte auch das Stampfen und
Umsichschlagen, stand eilends auf, zog sich an, nahm sein Schwert und lief mit
einem Licht hinab in den Stall. Er kam gleich wieder, hatte den Stall beschlossen
gefunden und die Rosse auf der Streu ruhig schlafend. Trotzdem
sah er keinem Menschen ähnlich. Ich weiß nicht, was er gesehen oder gehört,
denn er wollte mir auf ineine Fragen nicht viel Antwort geben, sondern legte
sich gleich wieder nieder. Am andern Morgen wollte ich ihn auch nicht weiter
* darum fragen, denn ich habe oft gehört, was solches Gespenst und Teufels-
werk vermag, wenn man zur Unzeit davon redet. Von vielen anderen, was mir
dort begegnete, will ich schweigen, es wäre sonst oin besonderes Kapitel
darübe'' zu schreiben/' (S. 423 f.)
„In des Grafen (Goltfried Christoph) Behausung zu Konstanz ließ sich
\ielmals ein Gespenst hören, zu Zeiten auch sehen, was dem Grafen nicht
wenig lästig war. Besonders wurde das Gesinde oft von ihm erschreckt; denn
es trieb mit Poltern und Getümmel eine wilde Weise. Wenn es sich sehen ließ,
so hftte es eine lange, weiße und außerhalb des Kopfes unmenschliche Form,
einem weißen Brett oder Tuch vergleichbar. Dabei war der Graf in seiner
Kammer nicht sicher; ja einmal, als er schlief und nur einen Diener bei sich
hatte, kam der Geist an sein Bett und werkte ihn, worüber er über die Maßen
übel erschrocken; denn weil er ein Nachtlicht brennen hatte und es ganz hell
war, so sah er den Geist ganz zu allernächst bei seinem Kopf, wie er ihn gerade
mit seinem Haupt berührte. Er trug ein weißes Leinenlaken, so wie die
Verstorbenen gewöhnlich eingenäht werden, hatte ein weißes Gesicht und grüne,
glotzende Augen, als ob es grüne helle Gläslein wären, die brannten. Den Mund
tat er auf und zu, gerade als ob er lachte, und begann etwas Unverständliches
zu reden und mit den Zähnen zu klappern. \ber der Graf, der aus dem ersten
t
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0040