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Vogl: Aus der Chronika Derer v. Zimmern.

25

Schlaf geweckt wurde und den Geist so unversehens bei sich sah, erschrak dermaßen
, daß er ihm nbht zuhören wollte, sondern im Bett in die Höhe fuhr
und dem Diener im andern Bett zuschrie. Der schlief aber so fest, oder konnte
auch vielleicht nicht erwachen, so daß er trotz des vielen Schreiens und Rufens
nichts hörle. Bei diesem Geschrei stand der Geist langsam auf und tat der-«
gleichen, als ob er jetzt schneller rede; dabei gebärdete er sich schrecklich. Wie
er aber schließlich doch weichen mußte, sah er den Grafen gräßlich und
scheußlich an und stieß einen großen Seufzer aus. Damit verschwand er und
es sah gerade so aus, als ob er durch die Diele vor dem Bett hindurchgefallen
wäre. Man wird wohl glauben, daß der Graf in jener Macht wenig mehr geschlafen
hat. Weil er nun meinte, es sei vielleicht eine Seele, die zu ihrer Buße
nur eine Zeitlang so umginge, so ließ er sich mit Almosen geben, Messen und
Vigilien keine Kosten gereuen, in der Hoffnung, es möchte das Gespenst dadurch
vielleicht nachlassen. Weil aber die Unruhen kein Ende nahmen, so
schickte er nach einem Schwarzkünstler in Turgau, namens Jakob Hölzer, um
den Geist beschwören zu lassen und zu erfahren, wer er sei, auch warum er da
umgehe und wie ihm geholfen werden könne. Vlso wohnte Jakob etliche Zeit
im Hof, erkundigte sich nach allen Umständen und fand schließlich heraus, daß
es in einem kleinen Kämmerle am Roßstall besonders sein Wesen trieb. Er
versah sich also mit geweihten Lichtern, Wasser und anderen Materialien, die
zur Beschwörung eines Geistes gehören, und er forderte bei nächtlicher Weile,
ungefähr um elf Uhr, den Geist mit vielen Beschwörungen in das Kämmerle.
Der erschien in rechter, menschlicher Gestalt, hatte graues Haar und sah aus
wie ein Priester in einer Albe. Der Jakob fragte ihn, wer er sei, warum er da
umginge und die Leute beunruhige, auch wie ihm zu helfen sei; item, wie lang
er noch also umgehen und büßen müsse. Hierauf antwortete der Geist mit
heller und verständlicher Stimme, daß es die Diener allernächst dabei im lloß-
stali zum Teil hören und vernehmen konnten: ,Ich bin Graf Hans von Lupfen
und habe diese meine Pein verschuldet des Stiftes halber allhier, sintemalen es
durch mich und Doktor Bolzhaim höchlich benachteiligt und in Abgang gebracht
wurde. Zudem haben wir beide Gott höchlich erzürnt mit unserm unlautern
und verburten Wesen, das wir lange Zeit getrieben und viel frommer Leute
ehrliche Kinder und junge Töchter verführten, luch Doktor Bolzhaim wird
gepeinigt, der muß bis zu seiner Zeit an einem andern Ort büßen. Mir Tvann
auch jetzt noch niemand helfen, muß meine Schuld hier und in jneiner Behausung
zu Engen abbüßen und in diesen beiden Häusern zu meiner Pein umgehen
; und begehre niemand etwas zuleide zu tun. sondorn in sechs oder acht
Jahren gebüßt zu haben und wieder zur Seligkeit zu kommen.' Als er diese
Worte geredet hatte, beschwob ihn der Jakob abermals und dann zum drittenmal
. Er wiederholte immer wieder seine Worte, aber je länger er redete, desto
heiserer und undeutlicher wurde seine Stimme. Der Jakob rief den Knechten,
die im Stall zu allernächst standen, ob sie den Geist sehen wollten, der sie so
in Schrecken gesetzt; aber es begehrte ihn keiner zu sehen, \lsdann schickte
man eilends einen Diener zu dem Grafen, um ihm des Geistes Bekenntnis mitzuteilen
und weiter zu erfahren, ob der Schwarzkünstler ihn aus dem Hof an

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