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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft (Januar 1932.)
einen andern Ort verbannen oder wie er sich sonst halten solle. Graf Gottfried
Christoph ließ ihm sagen, sintemalen es mit dem Geist diese Gestalt habe,
wolle er ihn nicht vertreiben oder ihm seinen zur Buße bestimmten Ort verwehren
, sondern weil er ihm nicht helfen könne, so wolle er ihn Golt befehlen,
der solle ihm gnädig und barmherzig sem. Daraufhin wollte der Jakob den
Geist auch nicht weiter aufhalten, sondern erlaubte ihm, zu entweichen. Er
wich auch späterhin nicht aus dem Hof und trieb sein Wesen wie früher,
obwohl das Gesinde so daran gewöhnt war, daß es seiner nicht mehr achtete.
Ich habe ihn selbst gehört bei nächtlicher Weile und ganz spät zu ungewöhnlicher
Zeil den Brunnnen ausschöpfen und mit der Kette ein lautes Gepolter
machen. Vorher sind schon seltsame Reden umgegangen, daß nämlich Kindergebeine
unter einer Stiege im Hof ausgegraben worden seien; obwohl das ungewiß
ist und das Gerücht gleich wieder vertuscht wurde. Was aber die beiden
Domherren, Graf Hans und Doktor Bolzhaim, die zwei Schwestern zu Konkubinen
hatten, für Hantierung und Haushalten zu Konstanz und sonsl trieben,
das ist noch wohl bewußt." (S. 45o—453.)
Der Reflex auf der Kommode.
Ein wahres Begebnis.
Von Dr. Willv Seidel (München).
Mein Freund Dr. G. hat einigen trockenen Humor; keineswegs aber aus-
gesprochne Empfangsbereitschaft für okkulte Erlebnisse. Diesem Junggesellen
verläuft das Leben in geregelter Solidität. Er trinkt kaum, raucht mäßig,
führt ein berufsbeflissenes Dasein von einer Bedürfnislosigkeit, die an Pedanterie
mahnt. Und just er wurde durch ein seltsames Erlebnis aufgewühlt,
* das ich in seinen Worten gebe. Zunächst fragte er: „Sie kannten Auweiler1?"
Ich erinnerte mich dunkel an einen langaufgeschossenen blassen Schulkameraden
, dessen etwas geziertes Benehmen und gelegentliche exaltierte Anhänglichkeit
damals schon auffiel. Sein invertiertes Naturell, sich mästend an
einer hübschen Rente, machte in der Folge, soweit ieh's et fuhr, in der Fat einen
Sonderling aus ihm. Er ging nach Paris, sammelte östliche Kuriosa und verfiel
schon bnge vor dem Krieg dem Morphium. Entflohn bei Kriegsausbruch, büßte
er einen Teil der Sammlung ein; das Wesentliche, was er über die Grenze
schaffte, gab er Dr. C. an Zahlungs Statt für ärztliche Kontrolle. Er schloßt
sich stark an C. an, als an eine tolerante und verständnisvolle Seele.
„So war's ", bestätigte der Doktor. „Er war ein Alpdruck; ich hatte ihn nun
einmal übernommen. Ich versuchte ihn langsam zu entwöhnen. Trotz heiligster
Eide, die Dosen einzuhalten, schlug seine Willensschwäche ihm immer wieder
ein Schnippchen. Moralische Katzenjammer, Heue- und Schammomemte
häuften sich, und in solch einer Stimmung vergiftete er sich mit einer excessiven
Dosis. Er hatte mir am Abend vorher telephoniert: ich war aber verhindert
gewesen. Am nächsten Morgen kam ich zu ihm. Er war zu lethargisch gewesen,
sich die Nadeln herauszuziehn; schier wie ein Igel gespickt lag er im Bett.
Fünfmal i,o: ein bißchen viel selbst für den geeichlest *n Praktiker. Der ganze
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