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28 Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1932.)
Konzentration und Grauen sah ich, wie das Ueliefbild, mit nunmehr geschlossenen
Lippen, flächenhafter wurde und in die Wand hinein verlosch.
Ich stecke Licht an und lese bis zum Morgen. — Dann stelle ich fest, daß
ein Schimmer von der Straße her unmöglich hätte hineingelangen und etwa eine
Halluzination hätte erzeugen können. — Nie zuvor und nie nachher habe ich
wieder ein ähnliches Erlebnis gehabt/*
Weltanschauliches und Theoretisches.
Die Entwicklung des Okkultismus ^ur Parapsychologie in
Deutschland.
Von Dr. A. Freiherr von Schrenck-Notzingf in München.
Einleitung.
In seinem vorzüglichen Werk über die „Metapsychiseho Forschung der
Gegenwart'* bezeichnet Dr. Rudolf Tischner1) mit Recht das Jahr 188*2 als
den Beginn einer neuen Epoche. Denn die Gründung der „Englischen Gesellschaft
für psychische Forschung" fiel zeitlich zusammen mit dem Todesjahr des
bekannten deutschen Astrophysikers Professor Zoellner (Leipzig), dessen
experimentelle Untersuchungen mit dem Medium S 1 a d e die öffentliche Meinung
leidenschaftlich erregt hatten, sowie mit der Publikation der ersten okkultistischen
\rbeiten des Münchner Philosophen Dr. Freiherr Carl du Prel (1839
bis 1899).
Schon während seiner Studienzeit suchte und fand Verfasser bei diesem
^ geistvollen Gelehrten lufklärung und Belehrung über die okkulten Probleme,
welche damals für (»ine naturwissenschaftliche Untersuchung noch nicht reif
waren. Kurz vorher war das Hauptwerk du Preis, die „Philosophie
der Mystik*' erschienen. Ihm folgten im Laufe der Jahre eine Reihe bedeutender
Ein/tlarbciten dieses Gelehrten, in welchen er versuchte, die Erscheinungen
des Okkultismus durch Verbindung mit der evoiutionistisiehen Natur-
auffasstmg in ein philosophisches System zu bringen.
Nach du Pr e 1, der besonders durch die Ideen Kants, Schopenhauers, des!
jüngeren Fichte, sowie \on Garus und Fechner beeinflußt war, organisiert die
Seel# ihren Leib nach einem transzendenten Schema. Ihrem materiellen Körper
entsprich! der Astralleib. Die übernormalen psychologischen Funktionen,
»eiche dem Sinnenleben nicht entstammen können, entstehen aus dem transzendenten
Subjekt, das sich durch Hellsehen und ähnliche Phänomene, meist in.
traumhaften, somnambulen Zuständen äußert, sobald das Tagesbewußtsein zurücktritt
. Im Tod verschwindet die vorübergehende irdische Erscheinungsform
des transzendenten Ich, welches selbst fortbesteht.
Du Prel ist also für Deutschland der typische Vertreter der individuali-
l) Rudolf Tischner, „Geschichte der okkultistischen (metapsychischen)
Forschung von der Antike bis zur Gegenwart", II. Teil, von der Mitte des 19.
Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Verlag Baum, 1924, Seite 224.
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