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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1932.)
lieh darin, daß der Mensch aus eigener Wahl sich in dieses Leben begeben hal,
daß er sein eigenes Entwicklungsprodukt ist, daß die Leiden des Daseins /um
transzendenten Vorteil unseres Lebens umschlagen, daß die Welt eine metaphysische
, das Leben eine ethische Bedeutung hat, daß wir den lod nicht zu
• fürchten brauchen, wenn wir aus dem Leben intellektuell und moralisch Vorteil
gezogen haben. Nur der Gedanke an die transzendente Natur unseres Wesens
bietet dem einzelnen Ruhe, Trost und Stärkung in den wechselnden Erscheinungen
des Lebens.
Wie Charles Riehe t, der erste französische Naturforscher, so war Carl
du Prel der erste deutsche Philosoph der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts
, welcher die Tatsächlichkeit der somnambulen, hypnotischen und para-
physischen Erscheinungen erkannte und ihre erst viel später erfolgte wissenschaftliche
Untersuchung schon vor den \rbeiten von Preyer und Haidenheyn in
den achtziger Jahren forderte. Mit seinem Eintreten für das Studium okkultistischer
Probleme machte du Prel gleichzeitig Front gegen die sozialen Schäden
und Verwüstungen, welche die materialistisch-mechanistische Weltanschauung
im Volksbewußtsein angerichtet hatte.
Neben du Prel gebührt Eduard von Hartmann (1842 bis 1906) das
Verdienst, in schroffen Gegensatz zu den in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
herrschenden naturwissenschaftlichen Tendenzen getreten zu sein,
durch seine Ablehnung des mechanistischen Realismus. Sein Hauptwerk „Philosophie
des Unbewußten" wurde grundlegend für die heutige Philosophie
(Psychologie und Psycho-Analvse) und leitete durch seine Ideen über die
Entstehung des Lebens, sowie die Entwicklung des Organischen den modernen
* Vitalismus ein.
Die organisierenden Kräfte sind nach v. 11 artmann immateriell, unbewußt
intelligent, supraindividuell. Metaphysisch betrachtet, stellen sie, wie
Messer1) ausführt, aktive Prinzipien des Willens dar, während die Gesetze
ihrer Wirksamkeit der Idee entsprechen.
Nach Eduard v. Ilartmann tritt den aus den Sinnen geschöpften Wahrnehmungen
das unmittelbare Bewußtsein gegenüber, welches, da es nicht aus
jener Quelle stammt, nur durch Eingebung aus dem Unbewußten entstanden
sein fkann, also das Hellsehen und Ahnen. Auch in jedem Instinkt findet
E. v. Hartmann etwas Mystisches, insoweit nämlich das unbewußte Hellsehen des
Instinkts als Ahnung, Glaube oder Gewißheit ins Bewußtsein tritt.
E. v. II a r t in a n n darf als der moderne Begründer der animistischen
Theorie als Erklärungsprinzip für die physikalischen Phänomene des Mediumismus
angesehen werden. In einer besonderen Schrift trat er der „Geisterhypothese
" 2) Aksakoffs und du Preis scharf entgegen. Die Vorstellungsinhalte me~
diumislischer Kundgebungen stammen nach Ilartmann aus dem somnambulen
Bewußtsein.
Die Erklärung paraphysischer Wirkungen des Mediumismus wird von ihm
*) Messer, Philosophie des 19. Jahrhunderts, 1917.
3) Eduard von Hartmann, Die Geisterhypothese desiSpiritismus. Leipzig 1891.
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