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v. Schrenck-Notzing: Die Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie. 33

Fortschritt, mit welchem die Möglichkeit einer Prüfung und Untersuchung der
mediumistischen Erscheinungen nach wirklich wissenschaftlichen Gesichtspunkten
gegeben sei. Denn damit werden die okkulten Phänomene der transzendenten
Geisterwelt des Spiritismus entzogen und in die paraphysische Sphäre des
Mediums, das heißt eines Menschen verlegt. Allerdings bedeute diese Theorie
noch keineswegs eine befriedigende Lösung des Problems.

Was nun die vom Referenten in seinem Werk „Materialisationsphänomene'
beschriebenen Vorgänge bei Eva G. betrifft, die Lehmann in ihrem ganzen Umfang
nicht als echt anerkennt, so interessieren diesen doch besonders die weißen,
schleimarligen Massen, welche am Körper Evas an verschiedenen Stellen auftreten
, rasch verschwinden und scheinbar resorbiert werden, „liier kann",
fährt dei dänische Gelehrte fort, schwerlich von einem Betrug die Rede sein;
es scheint sich um eine Sekretion von uns bisher unbekannter Art zu handeln,
die, wie man annehmen muß, bei einem hysterischen Medium möglich ist." Als
Beispiel führt er die Abbildung 3o3 meines Werkes „Materialisationsphäno-
nieiie" (in der 2. Auflage Abb. 3i und 3s, Tafel XIX) an, weil die Situation
die Annahme eines Tricks ausschließe. Wenn man nun aber bedenkt, daß die
auf diesem Bilde reproduzierte Materie mindestens 70 cm lang, 20 bis 3ocm
breit und stark nach oben gewölbt ist und auraartig im oberen Teil Licht
ausstrahlt, so ist immerhin dieses Zugeständnis eines die teleplastische Theorie
ablehnenden und den physikalischen Phänomenen des Mediumismus gegenüber
durchweg negativ eingestellten Forschers bemerkenswert. Leider ist Lehmann
gestorben, sonst hätte in einer vierten Auflage sein Urteil vielleicht noch positiver
gelautet.

Was seine Stellung zur Telepathie betrifft, so wäre er voraussichtlich durch
die außerordentlich sorgfältigen experimentellen Nachprüfungen der Theorie
des unwillkürlichen Flüsterns durch den früher in Elberfeld und dann in München
wohnhaften bekannten Tierpsychologen Karl Krall veranlaßt worden,
diese Hypothese ganz aufzugeben. (Vgl. Karl Krall, Ueber unwillkürliches Flüstern
, Zeitschrift für Parapsychologie, 1926. Juni/Juli-Hefte.) Auch die
neueren Forschungen über Telekinese mit ihren durchweg positiv ausgefallenen
Nachprüfungen bei den Brüdern Willy und Rudi Schneider hätten ihn vielleicht
vom Saulus zum Paulus gemacht.

Das Erkiärungsprinzip des unwillkürlichen Flüsterns für psychische Fernwirkung
hat länger als zwei Jahrzehnte die gesamte hier in Betracht kommende
Fachwissenschaft beherrscht. Nachdem dieser bekannte Universitätspsychologe
in Kopenhagen auf Grund eigener Laboraloriumsexperimente sein negatives Votum
ausgesprochen hatte, hielt man Nachprüfungen seiner Behauptungen an
anderen psychologischen Instituten nicht für erforderlich, und die Lehmannsche
Theorie wurde zu einem Dogma, das bis heute in der Psychologie kritiklos geglaubt
wurde.

Wir haben in diesem Fall ein typisches Beispiel dafür, daß auf dem Gebiet
des Okkultismus jede negative Erklärung ungeprüft hingenommen wird,
während für positive Ergebnisse kein Beweis streng genug sein kann. —

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