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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1932.)
mann, Leipzig, 1911 eine Schrift herausgegeben „Die Grenzen der Erkenntnis",
welche sich mit dem oben genannten Problem, den Reichenbachschen Untersuchungen
, sowie einer Physik der Magie in der Hauptsache beschäftigt. De Rochus
bekannte sich zum Spiritismus.
Wissenschaftlich eine der bedeutendsten Publikationen dieser Epoche bedeutet
die deutsche Ausgabe des Hauptwerkes \on Professor Dr. Theodor
Flournoy „Die Seherin von Genf" (Leipzig, 191/j) mit Geleitwort von Ma v
Dessoir. Unmittelbar daran sclüießen sich die in einer besonderen Schrift
herausgegebenen Erörterungen von G. Vorbrodl „Flournoys Seherin Von
Genf und Religionsphilosophie'' (Leipzig, Meiner 1914). Die klassischen Untersuchungen
des Genfer Psychologen beruhen auf einer außerordentlich sorgfaltigen
Psychoanalyse seiner Versuchsperson, der Helene Smith, bzw. ihrer somnambulen
Persönlichkeitstypen. Flournoy führte den wissenschaftlichen Beweis,
daß ihre Tranceschöpfungen (sogenannte Inkarnation von Geistern), sowie ihre
Marszyklen, darunter besonders die von ihr angewendete Marssprache unterbewußte
Erfindungen des Mediums seien. So setzte sich die Marssprache aus
französischen, der Helene geläufigen Sprachstämmen, d. h. aus den vorhandenen
Elementen ihres Seelenlebens zusammen. Uebrigens produzierte sie noch andere
Sprachen, z. B. einen Uranus-, Asteroiden- und Mondzyklus. Telekinetische
und hellseherische Phänomene wurden auch gelegentlich bei ihr beobachtet.
Ebenfalls deutsch wurde 1909 das Werk des Philosophieprofessors an der
Columbia-Universität James Hyslop herausgegeben unter dem Titel „Probleme
der Seelenforschung" (Stuttgart, Hoffmann), welches den psychischen
Phänomenen des Okkultismus gewidmet ist: Orakel, Visionen, Hellsehen, Vormahnungen
, Telepathie usw. Auf Grund seiner Beobachtungen bei dem Medium
* Miß Piper gelangle Hyslop von der animistischen zur spiritistischen Weltanschauung
und blieb bis zu seinem Tode ein eifriger Verfechter derselben.
Auch der Darmstädler Philosoph Graf Hermann Keyserling nahm in seinen
philosophischen Schriften mehrfach in positiv bejahender Weise Stellung zu
den okkulten Phänomenen. Wenn auch sein 1907 herausgekommenes, groß
angelegtes Werk Unsterblichkeit" (München, Lehmann) noch kaum die Parapsychologie
berührt, so enthalten doch schon seine 1919 (bei Duncker & Hum-
blodt, München 1913) publizierten „Reise-Tagebücher eines Philosophen* bereits
mehrere sehr bemerkenswerte Hinweise. So zweifelt Keyserling nicht an dem
Vorkommen von Materialisationen und gibt darin außerdem eine außerordentlich
klare Darstellung der Yoga-Philosophie und des indischen Asketentums.
Schließlich erörtert er in einer 1923 erschienenen Schrift „Das Okkulte" (Verlag
Reichl, Darmstadl) die richtige Einstellung zum Okkulten, betont aber besonders
den psychischen Ursprung der Phänomene, die er als ,,Erlebnisse geistigster
Art." kennzeichnet.
Viel eingehender beschäftigt sich der Dichter-Philosoph Maurice Maeterlinck
mit den parapsychologischen Erscheinungen, und zwar in den drei
folgenden, sämtlich bei Diederichs in Jena deutsch herausgegebenen Werken,
,,Vom Tode" (1913), „Der fremde Gast" (1919) sowie „Das große Rätsel"
1923). Seine Weltanschauung ist wesentlich pantheistisch, indem er ein Auf-
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