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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft (Januar 1932.)
Bei einem zweiten Medium, Stanislawa P., deren Materialisationsphänomene
ebenfalls im Laboratorium des Verfassers geprüft werden konnten, gelang es
zum erstenmal, das kinematographische Verfahren in Anwendung zu bringen.
So war hier mit einem Schlag ein ganz neues Gebiet mit Hilfe exakter llegi-
striermethoden der naturwissenschaftlichen Beobachtung zugänglich gemacht
worden.
Während der letzten Jahre konnten die Phänomene der Eva G. sogar vielfach
mit elektrischen Handlaternen, rot und weiß, von den Anwesenden beleuchtet
werden. Mitunter beobachtete man die Entwicklung der Phänomene bei
offenen Vorhängen, sowie bei immobilem, sichtbarem Körper des Mediums von
Anfang bis zum Ende. Im allgemeinen halten aber diese transitorischen Gebilde
der Materie den manuellen Eingriffen nicht stand. Außerdem scheint
dieselbe nicht für länger als einige Sekunden lichtbeständig zu sein, leicht
flüssig zu werden und sich in Gasform aufzulösen. Zahlreiche diesbezügliche
Versuche haben immer eine Materie in flüssiger Form bis zu mehreren
Kubikzentimetern oder Residuen auf dem Kleid des Mediums «rgeben, die
Zelldetritus enthielten, wie die mikroskopische und chemische Untersuchung
ergab.
Der elementarste, zunächst der Beobachtung sich darbietende Vorgang ist
das Auftreten eines zusammengesetzten und bewegten Stoffes am Körper des
Mediums (Stadium der teleplastischen Evolution). Im Anfang
erschien derselbe optisch diffus, verschwommen, nebelhaft, wolkenartig, wie
ein feiner Rauch von- weißer oder grauer Farbe» phosphoreszierend oder leuchtend
. Im primären Entwicklungsstadium scheinen dezentralisierte Elemente aus -
dem Körper des Mediums auszutreten in einem amorphen, gasförmigen, flüssigen
oder festen Zustand, wodurch, wie Dr. Geley annimmt (Materialisationsphäno-
mene, 2. Aufl., Seite oo'j), eine erhebliche Menge vitaler Energie von mechanischer
, phosphoreszierender oder leuchtender Wirkung (ßioluminiszenz) frei
wird. Durch ihie Verdichtung entstehen teleplastische Gebilde. Man findet zahlreiche
Analogien mit den Fähigkeiten des Protoplasmas. Bei stärkerer Entwicklung
hat man schließlich den Eindruck kompakter, organischer Gewebe oder
Konglomerate mit einer sich im ganzen durch die Beobachtung hindurch
gleichbleibenden Grundzeichnung.
^Bei Auflösung solcher Konglomerate entwickeln sich mitunter feine, transparente
, spinnwebartige Schleier formen mit gestreiftem Muster.
Die Empfindung, welche die kühle, schleimartige, klebrige und verhältnismäßig
schwere, an organisiertes Gewebe erinnernde Materie hervorruft, ist
vergleichbar derjenigen, die ein lebendes Reptil auf der Haut verursacht.
Diese zum Teil auch unsichtbare Primordialmaterie scheint auch die stoffliche
Grundlage für die telekinetischen Phänomene abzugeben.
Bei Eva G. entwickeln sich die teleplastischen Gebilde vielfach aus dem
Mund, aber auch oft aus den Genitalien heraus. Die Masse scheint dunstarüg
die Stoffe zu durchdringen, sich dann in Form grauer oder weißlicher Flecken
niederzuschlagen und zu verdichten. Dieser von Eva G. produzierte Stoff zeigt
Wachstumsvorgänge und Bewegungserscheinungen verschiedener Art, so selb-
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