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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1932.)

Aspekte für das Studium der Spukprobleme eröffnen. Dr. Simsa der diese
Frage angeschnitten hat, möge uns nicht lange auf eine eingehende Erörterung
dieses Problems warten lassen.

Nachschrift.

Nicht unmittelbarer Gegenstand dieses Berichtes, aber von psychologischem
Interesse mag die Wiedergabe eines Versuches sein, der in der Nacht der
vierten Sitzung mit dem bekannten Paragraphologen Otto Reimann im Sanatorium
Herrn Professor Oskar Fischers stattfand. Prof. Fischer übergab Herrn
Reimann eine Korrespondenz-Postkarte mit etwa sechs bis sieben Zeilen belanglosen
, mit Tinte geschriebenen Textes und völlig unleserlicher Unterschrift.
Keiner der Anwesenden (außer Fischer) wußte, worum es sich handle. Reimann
antwortete sofort, ehe noch Fischer etwas sagen konnte: „Den Versuch
lehne ich ab, weil ich die Schrift kenne/' Fischer sagte: ausgeschlossen. —
R. (nahm die Karte erst jetzt in die Hand): Ich erkenne die Schrift. Ist es|
nicht das Medium aus Branik? Ich habe es sofort gefühlt. Gar kein Zweifel,
daß die Phänomene echt sind, sonst hätte ich nicht die Schrift erraten können.
Ganz echte Sache. Der Mann ist ungeheuer sensibel. Läßt sich leicht durch
Wünsche leiten. Er will im Anfang immer das Gegen beil. Aber später läßt
er sich immer leicht zu dem bewegen, was die anderen wollen. Ich möchle
sagen, wenn ein solcher Mensch lügt oder schwindelt — wenn, dann lügt er
im Anfang der Sache, später wird er echt. Seine Religiosität erschöpft sich
in Mildtätigkeit, Tradition; sie ist rationalistisch. Er ist geistig gesund, bleibt,
streng genommen, Zeit seines Lebens auch weiter geistig gesund, das heißt, er
wird nie ins Irrenhaus kommen. Er bleibt aber immer an der Grenze des
Abnormalen, wenn er auch nie die Grenze überschreiten wird.

Diese Charakteristik dos Hellsehers Reimann gibt m. E. nach eine recht
gute Beschreibung der wesentlichen Charakterzüge des Mediums, die vielleicht
noch durch einige Tatsachen vervollständigt werden möge.

Das Medium „Wolf" ist über 2i> Jahre alt, seit iy2 Jahren mit einer
Frau verheiratet, die energischen und zielbewußten Eindruck macht, während
er selbst sanft und etwas feminin wirkt. Er ist schmal und schlank, unter
mittelgroß, nett angezogen, im Wesen ruhig, höflich, zuvorkommend. Er
fühlt sich von Feinden verfolgt und bedroht, führt viele Spukphänomene auf
5,Rachc" von „Lumpen" zurück, die ihn verfolgen. Strafanzeigen der Gendarmerie
, die gegen ihn erstattet wurden, haben diesen Verfolgungsideen ein
reales Substrat gegeben. Das Medium ist künstlerisch interessiert: in seinem
Wohnzimmer sah ich eine Federzeichnung und eine mit Aquarell angelegte
Zeichnung, beide etwas feminin gehalten, aber nicht ohne Geschmack. Außerdem
dilettiert „Wolf auchals Schriftsteller; die in der ersten Sitzung appor-
iierte Papierfigur war aus einer Manuskriptseite eines Dramaentwurfes ausgeschnitten
, an dem das Medium gearbeitet hat.

Fein ist die Angabe Reimanns über die Religiosität des Mediums. „Wolf
ist katholisch. Im Stiegenhaus hängt ein überlebensgroßes Kruzifix aus Papier-


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