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Mattiesen: Erscheinung einer Verstorbenen.

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mache, im Wohnzimrier zwei Metallreliefs (Ecce homo und Mater dolorosa),
eine Madonna mit dem Kind, ein Kruzifix sowie als Nipp das Abendmahl von
Leonardo da Vinci. Im Schlafzimmer über den Betten zwei riesige Gipsreliefs
religiösen Inhaltes.

Trotz dieser so deutlich betonten Religiosität ist das Medium jedoch nicht
kirchengläubig: auf meine Frage gab „Wolf an, daß weder er noch seine
Frau zur Beichte gehen. Ich halle dies zum psychologischen Verständnis des
Mediums von Branik für wesentlich: Verdrängungen und Disharmonien, die
zwischen der religiösen Tradition der Familie (das Riesenkruzifix im Stiegen-
haus stammt vom Großvater) und der rationalistischen Auffassung des Mediums
bestehen, mögen zur Entwicklung der medialen Fähigkeiten seines Unterbewußtseins
beitragen oder beigetragen haben.

Berichte über Spontanphänomene.

Erscheinung einer Verstorbenen.

Von Dr. E. Mattiesen, Gehlsdorf bei Rostock.

Gehlsdorf, Sonnabend, den 28. November iq3i.

Heute früh erstattete meine Frau mir Bericht über ein Erlebnis vom vorgestrigen
Tage, weiches im Nachstehenden mit äußerster Sorgfalt unter ihrer
Kontrolle und großenteils mit ihren eigenen Worten geschildert wird.

Am Donnerstagabend um 8.3o, nachdem wir in Rostock den Film „Der
Kongreß tanzt'* angesehen hatten, begaben wir uns über den Blücherplatz, das
strahlend erleuchtete und um diese Zeit von Publikum wimmelnde Verkehrszentrum
der Stadt nach der Breiten Straße, um die Hafenfähre nach Gehlsdorf
zu erreichen. Gleich nachdem wir in diese Straße eingebogen waren,
löste sich meine Frau von mir und verweilte kurze Zeit an der Ecke, was
mir (der ich weiterging) nicht sonderlich auffiel, da sich dort das Zelt eines
Zeitungs- und Zeilschriftenverkäufers befindet, bei welchem meine Frau zuweilen
das eine oder andere Blatt kauft. (Daß dieser Verkaufsstand seit 7 Uhr
geschlossen sein mußte, kam mir im Augenblick nicht zum Bewußtsein.)
Der wahre Grund des Verweilens meiner Frau war der, daß ihr inmitten der
zahlreichen Passanten auf dem taghellen Bürgersteig des Blücherplatzes eine
Jugendbekannte begegnet war, die sie seit mehr als 23 Jahren nicht wiedergesehen
, jetzt aber trotz des veränderten Aussehens sofort erkannt hatte. Diese
Grete v. P. gehörte einer Familie von höchst ausgesprochenem und unverkennbarem
Gesichtstyp an. Als Mädchen hatte sie sich an meine Frau, die mit ihr
zusammen in S. konfirmiert worden war, mit einer gewissen rührenden Beharrlichkeit
angeschlossen, ohne daß meine Frau ihre Gefühle je hätte erwidern
können. Seit 1908 (meine spätere Frau verzog damals nach Berlin) hatte
keinerlei persönliche Verbindung mehr stattgehabt, und meine Frau wußte nur
vom Hörensagen, daß Frl. v. P. sich später dem Beruf einer Krankenschwester
zugewandt hatte. Bei der jetzigen Wiederbegegnung erschien sie meiner Frau
nicht nur entsprechend gealtert, sondern auch wie von vielen Leiden verändert,


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