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Walther: Ein gut beglaubigter Fall von Bilökation.
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halluzinatorisch aufsteigen zu lassen; während umgekehrt der \ugenblick der
tafsächlichen Erscheinung als der dazu ungeeignetste angesehen werden muß,
indem meine Frau, noch lebhaft über die Eindrücke des ungewöhnlich heiteren
und ausstattungsmäßig glänzenden, wennschon im übrigen kitschigen Films
redend, auch durch die grell beleuchteten Bilder des Menschengedränges vor
den Geschäftshäusern des Blücherplatzes gänzlich mit Beschlag belegt war.
Endlich ist sie auch völlig gewiß, daß sie an die Verslorbene zum letztenmal
>or 2 oder 3 Jahren gedacht hatte, als uns zufällig auf einer kurzem Eisen-
bahnfahrl eine Schwester derselben begegnete, die sie mir zeigte mit der
Bemerkung, daß sie dadurch an jene Jugendbekannte erinnert werde. Unter
solchen Umständen gewinnt der Gedanke sehr an Wahrscheinlichkeit, daß
die Erscheinung verursacht wurde durch eine ungewöhnlich starke
gleichzeitige Einwirkung irgendwelcher Art, die dann ohne Gewaltsamkeit
nur der Verstorbenen selber zugeschrieben werden könnte, nachdem die
übrigen • Angehörigen der Familie v. P. — also die am ehesten in Frage
kommenden „Agenten" einer bloßen Vorstellungsübertragung — meiner Frau
völlig unbekannt geblieben waren, d. h. nie ein Wort mit ihr gewechselt
hatten und sie höchstens „von Ansehen" kannten, wie man eben in einer
kleineren Stadt manche Angehörige der besseren Stände „kennt". Das Haus
der Familie v. P. hat meine Frau nie betreten, und es ist mehr als unwahrscheinlich
, daß irgendein Angehöriger derselben in der Todesstunde Gretes v. P.
für deren seit Jahrzehnten den Augen entschwundene Bekannte auch nur
einen Gedanken übrig gehabt habe.
Ein gut beglaubigter Fall von Bilökation.
Mitgeteilt von Dr. Gerda Walther, München.
Durch die parapsychologische Literatur gehen immer wieder Berichte von
Fällen, in denen ein Mensch scheinbar seinen physischen Körper verließ und
sich „geistig", mit seinem „Astralkörper'', oder wie man es nun nennen will,
an einen anderen Ort begab, wo er auch gesehen wurde. Doch sind siolche Berichte
meist wenig genau und selten gut nachprüfbar. Ich freue mich deshalb,
ein besonderes Beispiel für eines dieser seltenen Phänomene den Lesern der
„Zeitschrift für Parapsychologie" mitteilen zu können. Er wurde mir von dem
Vorsitzenden von „Psykisk Oplysningsforening" (Okkulten Aufklärungsverein)
in Kopenhagen, dem Verleger Größerer J. S. Jensen und seiner Frau selbst
erzählt, als ich voriges Jahr in diesem Verein einige Vorträge hielt.
Frau Größerer Jensen ist geborene Finnin und zweifellos medial veranlagt,
was sich auch in anderen Fällen zeigte. Jhr Mann befindet sich öfters auf Ge>-
schäftsreisen, doch weiß sie dann meist, wenn auch nicht immer, wo er sich
befindet und kennt auch teilweise die Orte, die er aufsucht. Vor einigen Jahren
befand sich nun Frau Jensen zur Erholung nach einer Krankheit auf der Insel
Bornholm. In einer Nacht wachte sie auf, weil ein furchtbares Unwetter tobte,
wie sie es noch nie erlebt hatte. Sie wurde ängstlich und hatte das Verlängern,
sich mit ihrem Mann in Verbindung zu setzen, dieser befand sich jedoch auf
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