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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1932.)

einer Geschäftsreise und sie wußte nicht genau, an welchem Ort er sich gerade
aufhielt. Sie begab sich innerlich an alle die ihr bekannten Orte, die er gewöhnlich
aufzusuchen pflegte, hatte aber immer das Gefühl, daß er nicht dort sei.
Sie wollte ihn aber um jeden Preis finden und konzentrierte sich nun auf ihn
selbst, nicht mehr auf die verschiedenen Orte. Plötzlich sah sie ihn auch, wie er
in ein ihr unbekanntes Haus ging und sein Zimmer aufsuchte. Sie sah, wie er
sich auszog und ins Bett legte; dabei vergaß er, sich mit einer bestimmten Salbe
einzureiben, die sie ihm gegeben hatte. Sie war fast ein wenig ärgerlich und
dachte bei sich: ,,Nein, nun hat er es doch wirklich wieder vergessen! So geht
es, wenn ich nicht dabei bin!" Dann kehrte sie innerlich beruhigt wieder zurück
und schilderte an einem der nächsten Tage in einem Brief an ihren Mann ihr
Erlebnis.

An jenem selben Abend befand sich Größerer Jensen auf einer Geschäftsreise
in Randers, wo seine Frau noch nie gewesen war. Er machte noch einen
kleinen Abendspaziergang nach dem Abendessen, ging eine Baumallee herunter,
kehrte aber bald um und begab sich in sein Hotel (Hotel Westend) zurück,
weil er von den Anstrengungen des Tages ziemlich müde war. Als er sich inj
seinem Hotelzimmer niedergelegt hatte, wachte er plötzlich wieder auf und sah
die Gestalt seiner Frau vor sich, sie war wie gewöhnlich angezogen, kam ihm
aber schöner und jünger vor, als sonst, gleichsam als wäre sie verklärt. Er
erschrak ein wenig, da er nicht wußte, was das bedeuten sollte und fürchtete,
es könnte vielleicht ein Unglück geschehen sein, wogegen ihm aber wieder der
ruhige, freundliche Ausdruck der Erscheinung zu sprechen schien, die nach
einiger Zeit verschwand. Immerhin schickte er am nächsten Tag ein Telegramm
belanglosen Inhaltes nach Hause mit der genauen Angabe seiner Adresse, damit
man ihn benachrichtigen könnte, falls etwas geschehen sei. Er schrieb in
dem Telegramm absichtlich nichts Besonderes, um seinerseits seine Familie
nicht aufzuregen. Hierauf wurde ihm dann der oben erwälmte Brief seiner
Frau geschickt, der die Aufklärung der Erscheinung enthielt. Ihre Schilderung
der Allee und des Hauses stimmte ganz genau.

Man könnte diesen Fall für Telepathie halten, doch weiß ich aus meiner
eigenen umfangreichen Erfahrung mit Spontantelepathie, daß bei dieser immer
nur der gegenseitige Bewußtseinsinhalt (neben Stimmungen, Gefühlen usiw.)
übermittelt wird, nicht die räumliche Umgebung oder gar das Aussehen der
eigenen Person, soweit sie nicht im Bewußtsein des „Senders" vorhanden ist.
Wenn also Größerer Jensen seine Frau plötzlich vor sich stehen sah, so glaube
ich nicht, daß es sich um Telepathie im üblichen Sinne handelte, weil das voraussetzen
würde, daß sie sich in diesem Augenblick sich selbst und ihre äußere
Erscheinung von außen gesehen, d. h. wie jemand anders sie sehen
würde, vorstellte und diese Vorstellung ihrem Mann übermittelte, was sie
verneint. Ebenso würde eine solche Erklärung umgekehrt voraussetzen, daß
Größerer Jensen sich sich selbst vorstellte, wie er in der Allee ging, sich in
das Haus begab, sich niederlegte, und zwar auch so, wie ein äußerer Betrachter
ihn gesehen haben würde, was er ebenfalls verneint. Er behauptet
auch, beim Niederlegen und der Vision seiner Frau nicht im entferntesten an


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