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Iiiig: Beitrag zur Erforschung postmortaler Spuk Vorgänge
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trischen Funkens, wenigstens auf dem Tisch; dies ist aber nur der gewöhnliche
Eindruck und die Verschiedenheiten sind zahlreich. Die Schläge können, anstatt
deutlich und kurz, dumpf und dem verschwommenen Geräusch eines angestoßenen
weichen Gegenstandes ähnlich sein; sie können dem Rascheln einer
Maus, einer Säge oder dem Kratzen von Fingernägeln auf Holz oder Stoff
gleichen; sie können die buntesten Abtönungen darstellen und ihr Rhythmus
ist ganz ebenso veränderlich. Eine Personifikation John kündigte sich durch
rasche Schläge an, die der Handhabung eines Morsetelegraphen dermaßen ähnlich
waren, daß ich und meine Mitexperimentatoren uns fragen mußten,
ob wir wirklich nicht etwa die gewöhnlichen Morsezeichen vor uns hätten."
Wenn man diese Raps in Spukhäusern zufällig einmal oder auch häufiger
beobachtet, ist man geneigt, sie sich mit irgendeiner rein physikalischen Ursache
zu erklären, durch ein Tier, durch einen Luftzug, durch Temperatur- oder
Feuchtigkeitsschwankungen und dergleichen. Geht man ihnen aber systematisch
nach, um durch Vergleich und Prüfung aller Nebenumstände zur Erkenntnis
ihrer wahren Ursachen und ihres wahren Wesens zu kommen, dann
gelangt man bald zu einer andern Ansicht. Dann überzeugt man sich, daß
man hier einer Erscheinung gegenübersteht, die sich mit den bekannten Naturgesetzen
nicht erklären läßt, wenigstens vorläufig noch nicht, und sucht nach
dem das physikalische Phänomen auslösenden psychischen Faktor, dessen Mitwirkung
bei der Erzeugung medialer Phänomene feststeht. Und wenn man
nicht in der Lage ist, ein Medium festzustellen, dann wird man sich eben genötigt
sehen, irgendeine Mitwirkung des Verstorbenen anzunehmen, der sich in
dieser Spukerei entweder deutlich kundgibt oder an dessen Tod sie sich unmittelbar
anschließt. Ich habe während meiner vieljährigen Forschertätigkeit auf
diesem Gebiet reichlich Gelegenheit gehabt, die sich an Todesfälle anschließenden
oder in spontanen Spukfällen auftretenden Rapserscheinungen zu
studieren und habe gefunden, daß sie Land auf Land' ab übereinstimmen, also
einer gewissen Gesetzmäßigkeit unterstehen müssen. Veranlaßt 711 diesem
Raps-Studium wurde ich durch einen vor etwa 20 Jahren beginnenden Fall,
der sich, soweit ich ihn zu übersehen vermag, auch heute noch nicht ganz erschöpft
hat, ohne daß er in dieser Zeit einen individuellen Charakter angenommen
hätte, durch den man auf eine bestimmte Individualität als Ursache
hätte schließen können, wenn nicht das post hoc sicher festgestanden wäre.
Zu jener Zeit starb in A____s eine jüngere Frau, die zäh am Leben und
vor allem an ihrer Häuslichkeit hing und sich auch noch, als ihr Zustand schon
durchaus hoffnungslos war, mit ihrer letzten seelischen Kraft gegen den Gedanken
an den Tod sträubte. Ihr innerer Blick war, als sie starb, nicht vorwärts
, sondern rückwärts gerichtet. Ungefähr 6 Wochen nach ihrem Tod begann
in der Wohnung ein auffallendes Krachen und Knallen, das zuerst und hauptsächlich
in den Schlafzimmern beobachtet wurde. Es dauerte in der ersten
Zeit die ganze Nacht hindurch, und man führte es auf Witterungseinflüsse
zurück. Manchmal hatte man den Eindruck wie wenn jemand mit leisen
Tritien über den Parkettboden ginge, der bei jedem Tritt aufkrachte. Aber
man hörte nichts von einem Auftreten. Dann knallte es wieder wie wenn mit
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