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Zeitschrift für Parapsycihologie. 2. Heft. (Februar 1932.)
einer Kinderpistole geschossen würde. Immer erfolgten drei bis vier solcher
Knall-Laute unmittelbar hintereinander, von denen der erste stets am lautesten
war, während die folgenden schwächer wurden. Der Ausgang war in der
Regel das Kinderzimmer, von hier aus ging es wie ein elektrisches Funkenspringen
(aber nur akustisch) in das Zimmer des Vaters und endete über dessen
Bett. War der Ausgangsknall so laut wie der Knall einer Zimmerflinte gewesen,
so war der Schlußlaut nur noch wie das Knistern eines elektrischen Fünkchens
an der Bettdecke. Der zurückgelegte Weg betrug 6—8 Meter. Die Fortpflanzung
der Laute erfolgte durch die Luft. Zu diesen Knall-Lauten gesellte
sich zuweilen ein heftiges Krachen der Möbel, daß man glauben konnte, sie
wollen auseinanderspringen. Schon bald nach seinem ersten Erscheinen auf
dieses merkwürdige akustische Phänomen aufmerksam gemacht und zu seiner
Beobachtung eingeladen, hatte ich reichlich Gelegenheit zur Feststellung seiner
Einzelheiten. Ich gab Anregung zu einer Buchführung, in der Wind, Temperatur
, Luftdruck, Feuchtigkeitsgehalt der Luft, Erschütterungsmöglichkeit
und Stärke der Raps festgehalten wurde, aber wie lange diese Buchführung auch
fortgesetzt wurde, so ergab sich doch nicht der geringste Anhalt für einen
Zusammenhang der Rapsstärke und Rapshäufigkeit mit diesen natürlich-physikalischen
Erscheinungen. Nun regte ich an. einen psychischen Rapport zu versuchen
und den Wunsch auszusprechen, die Krach- und Knall-Laute, die damals
— es war woKl schon ein Jahr vergangen — je dreimal nacheinander erfolgten
, möchten nur noch zweimal nacheinander erfolgen. Zunächst blieb ein
Erfolg aus, aber nach einigen Wochen bemerkte man nur noch eine zweimalige
Wiederholung. Im Laufe der Jahre wurde das sonderbare akustische
Phänomen seltener und setzte zuweilen mehrere Nächte nacheinander fast vollkommen
aus, um dann einige Nächte lang wiederzukehren. Der Wunsch,
es möchte jeweils nur noch einmal knallen oder krachen, der jetzt ausgesprochen
wurde, ging ebenfalls nicht auf der Stelle, wohl aber nach einigen Wochen in
Erfüllung. In den letzten Jahren wurde das Knallen und Krachen der Möbel
seltener, dafür gewann es aber zuweilen eine große Stärke. Auch kam es
mitunter zu vereinzelten schweren dumpfen Schlägen, daß man meinte, es sei
eine Zentnerlast auf den Boden gefallen oder gegen die Wand gestoßen worden1
). Gästen, die zuweilen schon in einem der Zimmer geschlafen haben, sind
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*) Im Februar 1929 mietete der mir bis dahin unbekannte Dr. B. in einer
mitteldeutschen Stadt ein Zimmer in einem Privathaus, das er mit seiner Frau und
einem Töchterchen bewohnte. Gegen Ende des Monats und /u Anfang März
machten die Bewohner in dem Zimmer so eigenartige Beobachtungen, daß sich
Dr. B., der zuvor noch keine ähnliche Beobachtungen gemacht hatte, veranlaßt
sah, die Schriftleitung der „Zeitschi ift für Parapsychologie" davon in
Kenntnis zu setzen. Auf eine Anfrage des Herrn Dr. Sünner, ob es mir nicht
möglich wäre, den Fall nachzuprüfen, veranlaßte ich Herrn Dr. B., der nimmer
länger in dem Zimmer wohnen wollte, es für mich für den Monat April zu
mieten. Da der Spuk schon Mitte März abzuflauen begann, hatte ich nur geringe
Hoffnung auf eine ergiebige Ausbeute, und wie sich zeigte, mit Recht.
Aber ich beobachtete gleichwohl noch einige Raps, wie ich sie in dem oben erwähnten
Fall beobachtet hatte. Herr Dr. Vogl, der mir auf meine Einladung
einige Wochen Oesellschaft leistete, hörte einmal ein mehrmaliges Krachen des
Bodens, wie wenn jemand darüber hinschritte, ebenso fühlte er sich am Arm
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