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Iiiig: Beitrag zur Erforschung postmortaler Spuk Vorgänge.
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Pendel wieder in Bewegung gesetzt hatte. In den folgenden Wochen wiederholte
sich jedoch dieses merkwürdige Stillestehen der Uhr noch mehrmals und
— nun folgt das Ueberraschende — sie setzte sich jeweils nach i bis 11/2 Stunden
von selbst wieder in Bewegung, ohne daß sie zuvor von einer Menschenhand
berührt worden war. Zu gleicher Zeit spielte sich auch an der Tasehen-
- uhr des Witwers der gleiche Vorgang ab. Er spürte einen Drang, sie herauszuziehen
, und während er sie herauszog, stand sie still, um sofort wieder
weiterzulaufen, sobald er sie wieder in die Tasche gesteckt hatte. Beide Uhren
liefen nach einigen Wochen wieder normal, ohne in Reparatur gegeben worden
zu sein.
Einige Wochen hernach erschien die Frau ihrem Mann in weißem, fließenden
Gewand und aufgelöstem wallenden Haar. Es war aber nur der Kopf
und die Brust ausgebildet, während der Unterkörper fehlte oder unsichtbar
blieb. Dem Erscheinen ging ein Knallen und Sausen voraus,
das auch dem Verschwinden folgte. Der Mann war so erschrocken, daß er
nicht fähig war, die Erscheinung anzureden. Einige Wochen später zeigte sich
die gleiche Erscheinung wieder, diesmal ohne begleitendes Knallen oder Sausen,
und er fand die Kraft, sie anzureden und nach ihrem Befinden zu fragen.
Sie erwiderte, sie befinde sich sehr wohl, aber es sei alles ganz anders, als man
sich's vorstelle. Auf die Frage, ob sie sich nicht auch den Töchtern zeigen wolle,
antwortete sie: „Diese sind noch nicht so weit." Dann verschwand sie wieder.
Genau ein Vierteljahr nach dem Tode seiner Frau starb auch der Mann sehr
rasch infolge einer Infektion. Kurz vor seinem Tod richtete er einen leuchtenden
Blick in die Weite und fragte: „Seht ihr's auch?" Auf die Antwort:
„Nein, was siehst du?", antwortete er nur noch: „Dann ist es nur für mich",
und verschied.
Dürfen wir in diesen Vorgängen die Erfüllung des gegebenen Versprechens
sehen? Ich will statt einer Antwort die Mitteilung wiedergeben, die mir vor
einigen Jahren Herr Geheimrat Prof. Dr. Ludwig machte, der sich auf meine
Bitte hin damit einverstanden erklärt hat, sie in diesem Zusammenhang erwähnen
zu dürfen.. Er schrieb mir unter dem 29. Nov. 1929: „Die Sache mit der
möglichen Kundgebung war so: Vor etwa 3 Jahren ließ mich der für die
okkultistische Forschung stets großes Interesse bezeigende Metzger meiner H.
an sein Krankenlager rufen und bat mich, ihm zu erlauben, daß er, wenn es
ihm möglich, sich mir nach seinem Tode kundgeben dürfe. Ich sagte gern zu,
bat aber, es möglichst schonend zu tun, weil ich nervenleidend sei. Nach ungefähr
3 Wochen starb er an einem Freitag und war bis zum Sonntag im
hiesigen Leichenhaus aufgebahrt. Am Samstag übend 1/21(> Uhr blieb plötzlich
die über meinem Schreibtisch stehende Uhr stehen, die ich täglich aufzog und
auch Samstag früh aufgezogen hatte. Ich saß in diesem Augenblick nicht am
Schreibtisch, sondern am Eßtisch, der Uhr den Rücken zuwendend und las.
Mein ebenfalls am Tisch sitzender Neffe machte mich sogleich aufmerksam,
daß die Uhr ohne erkennbare Ursache stehengeblieben sei. Ich machte mir
darüber keine Gedanken, weil es eine antike Uhr aus dem Ende des 18. Jahrhunderts
war und ich meinte, es handle sich eben um eine Verletzung im Uhr-
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